Jenseits der Symbolpolitik

Wie soll eine effektive deutsch-französische Zusammenarbeit in der Afrikapolitik aussehen?

Datum
28 April 2016
Uhrzeit
-
Ort der Veranstaltung
DGAP, Berlin, Deutschland
Einladungstyp
Nur für geladene Gäste

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Die historischen Grundlagen der jeweiligen Beziehungen zum afrikanischen Kontinent sind grundverschieden und beeinflussen die Außenpolitik beider Länder bis heute. Wie bereits sein Vorgänger kündigte auch François Hollande zu Beginn seines Mandats an, mit „Françafrique“, wie das kontroverse Verhältnis Frankreichs mit seinen ehemaligen Kolonien bezeichnet wird, zu brechen. Stattdessen, so Christophe Boisbouvier, folge auch Hollande mittlerweile den Regeln der Realpolitik. Frankreichs Afrikapolitik diene nach wie vor der Demonstration außenpolitischer Größe. Ganz anders in Deutschland: Laut Stefan Brüne könne man trotz des verstärkten Engagements beispielsweise in Mali nicht von einer deutschen Afrikapolitik sprechen. Mehr deutschem Engagement in Afrika stehen große Teile von Politik und Bevölkerung immer noch ablehnend gegenüber. Dem Potenzial einer umfassenden deutsch-französischen Zusammenarbeit in Bezug auf Afrika räumten die beiden Referenten folglich wenige Chancen ein – zu unterschiedlich seien die jeweiligen Ansätze in den Bereichen Wirtschaft und Außenpolitik. Anders schätzten die Experten eine gemeinsame Politik allerdings in akuten Krisen ein: Wenn Eile geboten ist, gelinge es Deutschland und Frankreich sehr gut, sich aufeinander abzustimmen und gemeinsame Positionen zu vertreten. Die deutsche Unterstützung bei der Bekämpfung des Dschihadismus in Mali sei hierfür nur das jüngste Beispiel.

In der Diskussion wurden weitere grundlegende Fragen aufgeworfen, die die Vielschichtigkeit der Debatte über den deutsch-französischen Kontext hinaus zeigen: Wie reagiert Europa auf die immer größere Rolle, die China insbesondere als Investor auf dem afrikanischen Kontinent spielt? Misst die EU mit zweierlei Maß, wenn es um die Nicht-Einhaltung demokratischer Standards geht? Sind Sanktionen tatsächlich ein geeignetes Mittel im Umgang mit Diktaturen oder gehen sie vor allem zu Lasten der Bevölkerung? Welche Auswirkungen wird die demografische Entwicklung afrikanischer Länder regional und global haben? Wenn die Chancen einer deutsch-französischen Afrikapolitik auch begrenzt sein mögen, so ist der Austausch und die Debatte darüber umso nötiger.

Die Diskussion leitete Hannes Alpen, Referent in der Internationalen Politikanalyse der Friedrich-Ebert-Stiftung und 2015 Teilnehmer des Deutsch-französischen Zukunftsdialogs.

Die Veranstaltung wurde organisiert vom Programm Frankreich/deutsch-französische Beziehungen der DGAP und dem Club de Radio France Internationale Berlin.