„Either we are together, or we are out“
Airbus Group (AG) entstand im Jahr 2000 ursprünglich als European Aeronautic Defence and Space Company (EADS) aus der Fusion eines deutschen, französischen und spanischen Flugzeugherstellers. Marwan Lahoud betonte, dass ein derartiger Kooperationsprozess auch heute, in der euroskeptischen und krisenhaften Situation auf dem Kontinent, für das Unternehmen möglich wäre. Er begründete dies damit, dass europäische Zusammenarbeit zur Sicherung nationaler Lebensstandards und der europäischen Existenz als Ganzes unabdingbar sei: „Either we are together, or we are out“, so Lahoud. Alles sei möglich, wenn eine gemeinsame Zielrichtung bestehe. Internationale Unternehmen erschienen ihm deshalb auf lange Sicht erfolgreicher als national orientierte.
Als problematisch stufte Lahoud daher die teilweise in den Hintergrund geratene, gemeinsame Vision einer integrierten Staatengemeinschaft ein, und prangerte die beständige und oft ausschließliche Hervorhebung ihrer Mängel an. Vor allem pro-europäische Politiker stünden in der Pflicht, sich gerade auch in ihren Wahlkreisen offen zum Projekt zu bekennen, mahnte er.
Der Chief Strategy and Marketing Officer erklärte, dass deshalb innerhalb der Airbus-Group gemeinsame Ziele und Projekte existierten, welche alle Partner gleichberechtigt beschlossen hätten und dementsprechend ambitioniert umsetzten. Divergenzen würden – anders als auf EU-Ebene – nicht von Nationalitätszugehörigkeiten bestimmt; diese seien im Konzern weitestgehend überwunden, so Lahoud. Nationalismus sei als Vorwand zu interpretieren: „There has never been French-German fights inside AG or EADS. There has been fights between people. […] This is how you should read all the French–German issues that have taken place inside the group for a while”.
Im Jahr 2012 scheiterte die Fusion der Airbus Group mit BAE Systems. Lahoud nahm zudem Bezug auf die Ausgabenkürzungen der an Airbus Group beteiligten nationalen Regierungen im Bereich Raumfahrt- und Verteidigungsindustrie. Diese Gegebenheiten führten letztendlich zu internen Umstrukturierungen des Konzerns, zu einer neuen Strategie. Unter anderem bedeutete dies eine Konsolidierung der Gebiete Raumfahrt und Verteidigung; unmittelbares Wachstum würde eher für die zivile Luftfahrt prognostiziert, sagte er. In der Folge orientiere sich der Konzern daher notwendigerweise an den Exportmärkten, auch weil mit der weltweiten Konkurrenz anders nicht Schritt zu halten sei, so Lahoud.
Er betonte aber, dass Airbus Group ein europäisches Unternehmen sei, und führte den 90-prozentigen Anteil westeuropäischer Mitarbeiter und die mehrheitlich europäische Wertschöpfungskette als Belege an.
Auf die Frage nach seiner Einschätzung zum Transatlantischen Freihandelsabkommen (TTIP) entgegnete er: „Whatever knocks down barriers for competition is good for those who do not fear competition“. Dennoch war Lahoud skeptisch, ob dieser freie Wettbewerb tatsächlich durch TTIP realisiert werden könne.
In der anschließenden Diskussion kamen unter anderem die europäische Arbeitskräftefreizügigkeit und die faktische Mobilitätsbereitschaft von Airbus-Mitarbeitern zur Sprache. Zudem erörterte Lahoud, wie das Arbeitspensum unter den vier beteiligten Staaten aufgeteilt ist.
Dr. Jana Puglierin (Kommissarische Leiterin des Programms Berliner Forum Zukunft) und Sarah Fröb (Generalsekretärin des Club Paris Berlin) moderierten das Gespräch.