Auf Anreize setzen, statt auf Sanktionen

Neue DGAP-Studie zu „Außenpolitik mit Autokratien“

Datum
16 April 2015
Uhrzeit
-
Ort der Veranstaltung
DGAP, Berlin, Deutschland
Einladungstyp
Nur für geladene Gäste

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Aus den ländervergleichenden Analysen von 50 renommierten Experten leiten die Herausgeber fünf zentrale Schlussfolgerungen und Empfehlungen ab:

1. Westliche Regierungen sollten sich davor hüten, im Kampf gegen den Terror, etwa gegen Al-Qaida oder den IS, Allianzen mit Autokratien einzugehen. Der Zweck sollte nicht die Mittel heiligen – etwa die Lieferung von Rüstungsgütern an Staaten, die diese Waffen gegen die eigene Bevölkerung einsetzen könnten.

2. Autokratien sind nur vermeintlich stabil. Im Namen von Stabilität und Sicherheit politische und gesellschaftliche Unterdrückung zu tolerieren und dies als „Realpolitik“ zu bezeichnen, ist kurzsichtig: Eine solche Politik provoziert, wie im Nahen und Mittleren Osten immer deutlicher wird, radikale Bewegungen, die Staatszerfall und regionale Instabilität forcieren – und damit unsere Sicherheit bedrohen.

3. Demokratische Staaten sind wandlungsfähiger, globale Herausforderungen wie Terrorismus, Ressourcenknappheit und wirtschaftliche Probleme zu bewältigen. Dieses Selbstbewusstsein sollte der Westen offensiv vertreten – politische Forderungen aber an nationalen Interessen statt an moralischer Kritik festmachen. Auch Machthaber autokratischer Regime verstehen, dass gewinnorientierte Unternehmen nur dann an vertieften Handelsbeziehungen interessiert sind, wenn ihre Investitionen geschützt sind und Rechtssicherheit, also ein gewisses Maß an „Good Governance“, gewährleistet wird.

4. Gleichwohl wäre es ein Denkfehler, demokratische Handlungslogiken grundsätzlich auf Autokratien zu übertragen. Im „System Putin“ etwa tritt wirtschaftliche Vernunft hinter dem Machtanspruch zurück. So können die Sanktionen westlicher Regierungen kontraproduktiv wirken. Dem russischen Machthaber dienen sie als Sündenbock für eigene wirtschaftspolitische Unzulänglichkeiten und helfen, seine Herrschaft durch antiwestlichen Nationalismus neu zu legitimieren.

5. Europäische Politiker sollten darüber nachdenken, die wirtschaftliche Konfrontation zwischen Russland und der EU zu entschärfen, indem sie Moskau die Perspektive eines gemeinsamen Wirtschaftsraums eröffnen. Russland läuft ohnehin Gefahr, die Loyalitäten postsowjetischer Länder nicht mehr lange erkaufen zu können. Mit strategischer Geduld und Vertrauen in ihre Soft Power – die Anziehungskraft ihres gesellschaftlichen und ökonomischen Modells – sollten die EU und USA stärker auf vertrauensbildende Maßnahmen und den Dialog mit Reformkräften in der russischen Gesellschaft setzen.

An der Diskussion nahmen teil Prof. Dr. Eberhard Sandschneider, Prof. Dr. Wolfgang Merkel, Dr. Johannes Gerschewski, Dr. Stefan Meister und Dr. Josef Braml

 

 

Josef Braml, Wolfgang Merkel, Eberhard Sandschneider (Hrsg.), Außenpolitik mit AutokratienISBN 978-3-11-034643-5.

Für Rezensionsexemplare und Interviews mit den Herausgebern wenden Sie sich bitte an Susanne Marcus: presse@dgap.org oder Tel. +49 (0)30 254231-32.

Format

Diskussion
Zielgruppe
Think Tank Veranstaltung