Pakistan und der Westen

Die Islamische Republik darf auf keinen Fall isoliert werden, so Bruce Riedel in der DGAP

Datum
22 November 2011
Uhrzeit
-
Ort der Veranstaltung
DGAP, Deutschland
Einladungstyp
Nur für geladene Gäste

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Pakistan, so Bruce Riedel, dürfe man nicht ignorieren. Dafür sei seine geografische Lage zu bedeutend, seine demografische Entwicklung zu dynamisch, sein Nukleararsenal zu groß, der Konflikt mit Indien zu gefährlich und seine Rolle für den NATO-Stabilisierungseinsatz in Afghanistan zu kritisch. Zu den Paradoxien der internationalen Rolle Pakistans gehöre, dass das Land einerseits Terrorgruppen unterstützt, andererseits selbst massiv unter Terrorattacken leidet.

Grund für diese schizophren anmutende Politik sei vor allem die Fixierung der militärischen Führung auf den geopolitischen Rivalen Indien. So sei die Eindämmung des indischen Einflusses in Afghanistan zum primären Ziel pakistanischer Außenpolitik erhoben worden. Um dies zu erreichen unterstützten die Militärs sogar letztlich schwer kontrollierbare Terrorgruppen. Die zivile und demokratisch gewählte Regierung verfüge in dieser Frage über fast keine Kontrollmöglichkeiten über Militärführung und Geheimdienst.

Für Bruce Riedel ergeben sich daraus zwei Schlussfolgerungen: Erstens sei Pakistan für die USA kein verlässlicher Partner bei der Bekämpfung internationaler Terrorgruppen und regionaler Aufstandsbewegungen. Folglich müssten sich die Amerikaner die Möglichkeit unilateraler militärischer Operationen in Pakistan erhalten. Militärbasen im benachbarten Afghanistan seien unverzichtbar, um Operationen wie die Tötung Osama bin Ladens möglich zu machen. Riedel machte zudem klar, dass amerikanische Drohnenangriffe in Pakistan zwar ein sehr effizientes Mittel seien, um die Organisationsstrukturen von Al-Qaida und Taliban zu stören, jedoch langfristig die Bevölkerung des Landes gegen die USA aufbrächten.

Zweitens unterstrich Riedel, dass eine rein militärische und konfrontative Antwort auf die Herausforderungen in Pakistan nicht ausreiche. Pakistan dürfe in keinem Fall international isoliert werden, sondern sollte im Gegenteil durch diplomatische Offensiven stärker eingebunden werden. Zielführend sei eine Kombination von militärischem und diplomatischem Druck, der sich auf die Stellen in Geheimdienst und Armee richte, die die Kooperation mit Terrorgruppen organisierten, gepaart mit diplomatischer Offenheit gegenüber dem Rest der pakistanischen Führung.

Die einzige Möglichkeit, die strukturellen Schwierigkeiten im Verhältnis Pakistans mit dem Westen zu überwinden, sei eine sukzessive Stärkung der pakistanischen zivilen Führung – ein allerdings äußerst langer Prozess. Die Obama-Regierung verfolge eine durchaus schlüssige Pakistan-Politik. Die skizzierten strukturellen Hindernisses hätten bislang allerdings nennenswerte Fortschritte verhindert.

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