Analyse

04. Juli 2016

Frankreichs bewegter Frühling:

Protest, Streik, Aufbegehren

Nach monatelangen Protesten von Gewerkschaften will Frankreichs Premierminister Valls die Arbeitsmarktreform in zweiter Lesung nun erneut ohne Abstimmung durchs Parlament bringen. Die tiefen Gräben zwischen der Bevölkerung und der sozialistischen Regierung, die eine Protestwelle seit dem Frühjahr offen gelegt hat, drohen damit auch weiter zu bestehen.

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Die berufsübergreifende Protestbewegung gegen die Arbeitsmarktreform in Frankreich stellt verglichen mit früheren Mobilisierungen die bisher größte unter einer sozialistischen Regierung dar. Damit wird das Ausmaß der Enttäuschung der Bürger und vieler Wähler seit 2012 deutlich. Mit der Bewegung Nuit debout kommt es zu neuen Formen des Protests. Nacht für Nacht kleinere und größere Diskussionsgruppen bis hin zur Generalversammlung auf öffentlichen Plätzen, gleichberechtigte Redebeiträge und direktdemokratische Abstimmungen, intensive Nutzung der Sozialen Medien – seit Occupy ist das ein bekanntes Bild. Mit dem neuen Gesetz zur Reform des Arbeitsmarkts als Auslöser haben diese Protestformen allerdings Form angenommen und Aufmerksamkeit erhalten. Die Ursachen der starken Mobilisierung der letzten Monate sind komplex. Gemeinsam ist den gewerkschaftlich organisierten Protesten und Nuit debout, dass ihre Akteure ihre Stellung in der Gesellschaft sichern, eine politische Ausdrucksform jenseits der etablierten Parteien finden und ein Wirtschaftssystem anprangern wollen, in dem sie sich als Verlierer wahrnehmen.

 

Bibliografische Angaben

Hamann, Julie. “Frankreichs bewegter Frühling:.” July 2016.

DGAPanalyse 6, 2016, 12 S.

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