Diskussionsabend mit Reiner Jahn, Vizepräsident der Deutsch-Iranischen Handelskammer
Reiner Jahn, Vizepräsident der Deutsch-Iranischen Handelskammer, war zu Gast bei der Jungen DGAP NRW. Im Mittelpunkt des Abends standen die Schwierigkeiten der seit dem 16. Januar 2016 schrittweise aufgehobenen nuklearbezogenen Wirtschafts- und Finanzsanktionen. Auf dem anschließenden Podium diskutierten außerdem Brent A. Maier, Wirtschaftsattaché der US-Botschaft in Berlin und Dr. Ali Fathollah-Nejad, Associate Fellow der DGAP.
Der Vortrags- und Diskussionsabend machte schnell deutlich, dass eine Diskrepanz zwischen medialer Berichterstattung und der Realität besteht. Die Handelsbeziehungen mit Iran seien noch nicht so stark wie angenommen. Nach der Aufbruchsstimmung folge nun eine Phase der Ernüchterung. Auf deutscher Seite etwa habe man gemerkt, dass Iran keine Kompensation für die wegfallenden Exporte nach Russland sei.
Grundsätzlich seien die Sanktionen jedoch erfolgreich gewesen, weil sie Iran an den Verhandlungstisch gezwungen haben. Jetzt stehe die Regierung Rohani unter Druck. Außer einer rückläufigen Inflationsrate blieben alle anderen versprochenen Vorteile für die iranische Bevölkerung noch aus. Besonders die nach wie vor große Arbeitslosigkeit bereite Teheran Sorgen.
Vor diesem Hintergrund sei Iran verstärkt bestrebt, ausländische Investoren zu gewinnen, die ineffiziente Energieinfrastruktur zu verbessern und den Tourismus auszubauen. Ein Problem für ausländische Direktinvestitionen sei jedoch die immer noch undurchsichtige Eigentümerstruktur im Land.
Angesichts dieser Herausforderungen müsse die Devise für die Zukunft „Wandel durch Handel“ lauten. Nach fast zehn Jahren Sanktionen und mehr als einem Vierteljahrhundert internationaler Isolation können Verbesserungen der Handelsbeziehungen zu Iran nicht über Nacht erwartet werden. Die Initiative liege nun auf der Seite der westlichen Industrienationen. Die Stimmungslage in Iran könne mit den Worten umschrieben werden: „Der Westen hat uns zwar eine Telefonnummer gegeben, hebt aber nie den Hörer ab.“