Kanadas Rolle in der Arktis

Implikationen für Europa

Datum
26 November 2014
Uhrzeit
-
Ort der Veranstaltung
DGAP, Berlin, Deutschland
Einladungstyp
Nur für geladene Gäste

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Dr. Dolata machte deutlich, dass die Arktis als identitätsstiftende Region im nationalen Interesse Kanadas liegt. Dabei geht es dem Land nicht nur, wie häufig gedacht, um Sicherheit im Sinne von Verteidigung, sondern auch um maritime, Umwelt-, Energie- und Entwicklungsbelange. Diese Sicherheitsdefinition schließt aus kanadischer Sicht ein oft diskutiertes Engagement der NATO in der Arktis als nicht zielführend aus.

Obwohl es zwischen Kanada und anderen Anrainern noch immer Meinungsverschiedenheiten über bestimmte Hoheitsansprüche in der Arktis gebe, stellten diese doch keine ernsthafte Bedrohung der Beziehungen dar. Die Abwesenheit Kanadas bei einem Treffen des Arktischen Rats in Moskau in diesem Jahr wurde von vielen Experten als ein Nebeneffekt der Ukrainekrise bewertet, so Dolata. Allerdings sei dies vielmehr eine einmalige Stellungnahme gewesen als eine längere politische Blockade, erklärte sie. Kanada würde Russlands Auftreten in der Ukrainekrise nicht gutheißen, auf seine Arktispolitik würde dies jedoch keine Auswirkungen haben. Des Weiteren gebe es in der Arktis konkurrierende Ansprüche mit dem Nachbarn USA sowie mit Dänemark. Diese Differenzen seien aber von geringem Stellenwert und Gegenstand politischer Konsultationen im Arktischen Rat. Dr. Dolata verdeutlichte, dass die lange Zeit angespannten Beziehungen zur EU nach einer Einigung im Streit um ein EU-Verbot auf Robbenprodukte mittlerweile wieder entspannt seien. Nicht zuletzt auch deshalb, da die EU zu den größten Konsumenten von Produkten aus der Arktis zähle.

Dr. Keil stimmte ihrer Vorrednerin in weiten Teilen zu. Sie unterstrich, dass ein auf militärische Sicherheit limitierter Sicherheitsbegriff für den Bereich der Arktis zu eng gefasst sei. Stattdessen müsse in diesem Zusammenhang den Aspekten der menschlichen Sicherheit und der Entwicklung ein stärkeres Gewicht verliehen werden. Dr. Keil zeigte sich zuversichtlich, dass nach der Einigung im Robbenstreit eine Aufwertung der EU zum permanenten Beobachter im Arktischen Rat wieder möglich sei. Diesen Schritt hatte bislang auch Kanada verhindert. Einen großen Unterschied in der Arktispolitik würde dies jedoch nicht bedeuten, da die EU auch bislang als ad-hoc Beobachter an den Sitzungen des Arktischen Rates teilnehme.

Die anschließende Diskussion befasste sich vornehmlich mit dem Ausmaß des Themas „Arktis“ auf internationaler Ebene. Während die Arktis in Kanada und den meisten übrigen Anrainerstaaten sehr hoch auf der Agenda stehe, sei das Thema in den USA zum Teil sehr unterrepräsentiert. Dies könne sich jedoch mit der Übernahme des Vorsitzes im Arktischen Rat durch die USA in 2015 ändern. Maßgeblich hänge dies auch mit der Prominenz des Themas Klimawandel zusammen. Unklarheit herrschte bei den Teilnehmern über die Rolle und Ambition des Arktischen Wirtschaftsrats (Arctic Economic Council), der während des Vorsitzes Kanadas im Arktischen Rat gegründet wurde. Dieser solle zwar vor allem wirtschaftliche Beziehungen in der Arktis unterstützen, sei bislang aber ein reines Diskussionsforum.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sich darin einig, dass ein umfassenderes Verständnis der kanadischen Arktispolitik eine Voraussetzung für eine bessere Zusammenarbeit der EU und Kanadas in der Region sei. Dies könne langfristig dazu führen, die Entwicklungsstände in der Arktis anzupassen, die bislang starke Unterschiede zwischen der kanadischen und der europäischen Arktis aufwiesen.

Die Referenten waren Dr. Petra Dolata, Canada Research Chair in the History of Energy und Associate Professor, University of Calgary; sowie Dr. Kathrin Keil, Project Scientist am Institute for Advanced Sustainability Studies in Potsdam. Karsten D. Voigt, Vorsitzender des Gesprächskreises Transatlantische Beziehungen, moderierte die Diskussion. Insgesamt nahmen rund 25 Gäste aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen am Gesprächskreis teil.

Die Veranstaltung wurde unterstützt von der Fritz Thyssen Stiftung und der Botschaft von Kanada in Berlin.

Format

Diskussion
Zielgruppe
Think Tank Veranstaltung
Regionen