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06. Jan. 2025

Krank und auf der Flucht vor dem Klimawandel?

Folgen des Klimawandels in Mali
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In diesem Kapitel zum Klima-Migrations-Gesundheits-Nexus werden die komplexen Wechselwirkungen zwischen Klimawandel, Migration und Gesundheit behandelt. Das Kapitel hebt die Notwendigkeit hervor, über unidirektionale Perspektiven hinauszugehen und Rückkopplungen in den Fokus zu nehmen. Dabei stehen Vulnerabilitätsprofile verschiedener Gruppen im Zentrum der Betrachtung. Abschließend wird die Notwendigkeit transdisziplinärer Forschung und politischer Maßnahmen herausgestellt, die dem Zusammenspiel verschiedener Faktoren Rechnung tragen.

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Der folgende Text von Kira Vinke und Mahalia Thomas ist ein Ausschnitt aus dem Kapitel 6 des Buches „Das Klimafolgen-Buch: Wie Pflege- und Gesundheitsberufe der Klima-und Biodiversitätskrise begegnen können“ (Hrsg.: Thomas Hax-Schoppenhorst) erschienen. Hier finden Sie die vollständige Publikation.

Ausgangslage

Wetterextreme wie etwa tropische Wirbelstürme können nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung einer Region über Jahre beeinträchtigen, oft führen sie auch zu langfristigen Gesundheitsfolgen für die Bevölkerung und permanenter Vertreibung. Diese Effekte zeigen sich sogar in Industriestaaten, wie das Beispiel der vielschichtigen negativen Auswirkungen von Hurrikan Katrina in New Orleans beweist. Im Jahr 2005 wurden über 1,5 Millionen Menschen aufgrund der verheerenden Auswirkungen des Hurrikans vertrieben (Baussan & Peterson, 2015). Viele Häuser waren zerstört und Menschen gezwungen, gefährliche Wege zu Schutzunterkünften zu nutzen. Überschwemmungen beschädigten die Sanitärsysteme und erschwerten den Zugang zu sauberem Trinkwasser (Schneider, 2012). Aufgrund langsamer staatlicher Maßnahmen und Missmanagement fehlten vielen Menschen essenzielle Ressourcen wie Unterkunft, Nahrung oder Medikamente über längere Zeiträume.

Der Anstieg von West-Nil-Viren, Schimmelbelastung und Endotoxin-Werten aufgrund des kontaminierten Flutwassers machte Hurrikan Katrina zu einer Gesundheitskrise, deren Auswirkungen bis heute noch zu Gesundheitsproblemen führt (Frank, 2012; Waddell et al., 2021). Auch die wirtschaftlichen Schäden waren enorm, sie werden auf 170 Milliarden US Dollar geschätzt (Richard, 2020). Von den 1,5 Millionen vertriebenen Menschen konnten 40 % nicht in ihre Häuser zurückkehren (Baussan & Peterson, 2015). Es herrschten in New Orleans schon vor Hurrikan Katrina wirtschaftliche und durch Rassismus entstandene Ungleichheiten vor, die durch den Hurrikan noch verschärft wurden (Bullard & Wright, 2009; Fussell et al., 2010). Da der Besitz von Versicherungen gegen Elementarschäden in Schwarzen Vierteln gering war, diese aber in den am stärksten vom Sturm betroffenen Gebieten lagen, war es für viele Schwarze Amerikaner schwierig, nach New Orleans zurückzukehren (Fussell et al., 2010.). Aufgrund der bereits bestehenden Ungleichheiten führte dies dazu, dass einer von drei Schwarzen Amerikanern nicht zurückkehren konnte (Rivlin, 2016). Weiße und wohlhabende Personen hatten mehr Möglichkeiten, zurückzukehren (Richardson et al., 2020). Die Bemühungen zum physischen und gesellschaftlichen Wiederaufbau der Stadt waren zwar umfassend, doch steigende Lebenshaltungskosten in New Orleans bedeuten für Bewohner*innen mit niedrigem Einkommen weiterhin große Herausforderungen. Viele leiden zudem immer noch unter den gesundheitlichen Folgen des klimatischen Ereignisses, was sich z. B. durch Anstiege bei posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS), Nahrungsmittelunsicherheit (Rose et al., 2011) und Behinderungsraten insbesondere bei Schwarzen Frauen zeigt (Sastry & Gregory, 2013).

Bibliografische Angaben

Vinke, Kira, and Mahalia Thomas. “Krank und auf der Flucht vor dem Klimawandel?.” German Council on Foreign Relations. January 2025.

Der Text ist ursprünglich als Kapitel 6 des Buches „Das Klimafolgen-Buch: Wie Pflege- und Gesundheitsberufe der Klima-und Biodiversitätskrise begegnen können“ (Hrsg.: Thomas Hax-Schoppenhorst) erschienen. Hier finden Sie die vollständige Publikation.

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