Vor der Filmvorführung hielt der DGAP-Experte und Osteuropahistoriker Wilfried Jilge einen Vortrag zum historischen Hintergrund der Großen Hungersnot in der Sowjetunion und ihren Auswirkungen in der Ukraine und erörterte im Anschluss gemeinsam mit dem Osteuropahistoriker Professor Kai Struve (Halle) die Bedeutung der Hungersnot für die heutige Ukraine.
Zum Film wurde eine zusätzliche Bonus-CD als Doppel-DVD veröffentlicht. Die Bonus-CD enthält Hintergrundinformationen zum historischen Ereignis von Wilfried Jilge.
Im Geschichtsbild vieler Ukrainer hat der Holodomor eine zentrale Bedeutung. Das ukrainische Parlament stufte bereits im Jahr 2006 die Hungersnot in der Ukraine bzw. den Holodomor als „Genozid am ukrainischen Volk“ ein. Diese Interpretation ist in der internationalen Forschung umstritten. Unumstritten ist aber, dass die stalinistische Führung die Verantwortung für dieses Verbrechen trägt, das zu den größten humanitären Katastrophen des 20. Jahrhunderts zählt. In einer Resolution vom Oktober 2008 erkannte das Europäische Parlament den Holodmor als Verbrechen gegen die Menschlichkeit an.
Die in der Ukraine für die Hungersnot von 1932/33 häufig verwendete Bezeichnung „Holodomor“ setzt sich aus den ukrainischen Worten „Holod“ für Hunger und dem semantisch komplexeren „mor“ für Krankheit, Seuche oder Massensterben zusammen. Die Komposition kann bezüglich des Ereignisses von 1932/1933 auch den von den Bolschewiki angewendeten Terror zur Disziplinierung der Bauernschaft implizieren. In seinem Vortrag bezifferte Wilfried Jilge anhand der Spezialforschung die Zahl der Opfer der Hungersnot für die gesamte Sowjetunion auf etwa sechs bis sieben Millionen, während die Forschung allein in der sowjetischen Ukraine auf 3,0 bis 3,5 Millionen Opfer komme. In der Ukraine erreichte die Hungersnot Ende 1932 bzw. während des ersten Halbjahres 1933 ihren Höhepunkt. Die Millionen von Hungertoten waren dabei laut Jilge die Folge einer vom sowjetischen Regime außerordentlich brutal durchgeführten Getreidebeschaffungskampagne. Als die Unerfüllbarkeit des Plansolls offensichtlich wurde, leistete die sowjetische Führung dem hungernden Dorf keine Hilfe, sondern verhängte drakonische Strafen gegen Kolchosen, die bei der Getreideablieferung im Rückstand waren. Diesen wurde so nicht nur das letzte Korn, sondern sämtliche Lebensmittel weggenommen. Es ist richtig, dass auch in anderen Regionen der Sowjetunion gehungert wurde; doch waren die Opferzahlen in der Ukraine höher als anderswo und die Getreidebeschaffung der Bolschewiki nahm hier besonders brutale Formen an.
Die Firma „Pandastorm Pictures“ präsentierte in Zusammenarbeit mit der ukrainischen Botschaft und mit Unterstützung der „Deutschen Assoziation der Ukrainisten“ (DAU) des Regisseurs George Mendeluk die Deutschlandpremiere des Films.