Vortrag des kasachischen Außenministers Erlan Idrissow
Gesellschaftliche Dynamiken werden die eurasische Region immer mehr in den Fokus treten lassen. Etablierte Mächte wie China und Russland, aber auch jüngere Staaten wie Kasachstan suchen ihren Platz in diesen regionalen Umbruchsprozessen. Kasachstan gilt heute als ein wichtiges Land, das auf viele Prozesse in Zentralasien stabilisierend einwirkt.
Potenziale erkennen
Neben den Beziehungen zu Russland, China, Indien und dem Iran spielen die Beziehungen Kasachstans zum euroatlantischen Raum und zu Deutschland eine herausgehobene Rolle. Es geht darum, die Potentiale zu erkennen, die sich aus Kasachstans Rohstoffreichtum und dem Import moderner Technologien ergeben könnten. Das Land ist jedoch nicht nur an wirtschaftlicher Kooperation interessiert; bei der Entwicklung staatlicher Strukturen und Institutionen will es sich auch auf deutsche Erfahrungen stützen.
Die Zollunion und die geplante Eurasische Wirtschaftsunion mit Russland und Belarus sollten heute als die höchste Stufe der Integration verstanden werden. Sie sind eine wichtige Voraussetzung zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit der Volkswirtschaften. Ziel ist es, einen funktionierenden Markt mit freiem Waren- und Kapitalverkehr zu schaffen. Analog zur EU suchen die drei Länder ihren spezifischen Weg zwischen Integration und Selbständigkeit.
Einbeziehung Afghanistans
Kasachstan stellt Hilfe für die Koalitionstruppen bereit und unterstützt Afghanistan auch im Aufbaubereich: Straßen, Krankenhäuser, Wasserinfrastruktur, Schulung von Zivilisten. Die Investitionen in die junge Bevölkerung Afghanistans sind wichtig, um künftig Stabilität zu gewährleisten. Kasachstan sieht zudem die aktive Einbeziehung Afghanistans in die internationalen Strukturen zur Bekämpfung des Drogenhandels und des Terrorismus als einen wichtigen Schritt der Normalisierung in der Region an.
Erlan Idrissow folgte einer Einladung des Berthold-Beitz-Zentrums der DGAP und der Botschaft der Republik Kasachstan zum 'Eurasischen Club Berlin'. Das Grußwort sprach Cornelia Pieper, Staatsministerin des Auswärtigen Amtes. Moderiert wurde die Veranstaltung von Ewald Böhlke, Leiter des Berthold-Beitz-Zentrums.