Die Modernisierungsstrategie „Kasachstan 2050“

Datum
09 April 2014
Uhrzeit
-
Ort der Veranstaltung
Intercontinental, Berlin, Deutschland
Einladungstyp
Nur für geladene Gäste

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Experten aus Kasachstan und Deutschland diskutierten in der neunten Sitzung des Berliner Eurasischen Klubs über die Bedeutung von „Kasachstan 2050“ und die mögliche Rolle Deutschlands bei ihrer Realisierung.

Der Präsident Kasachstans, Nursultan Nasarbajew, legte in seiner Ansprache an die Nation im Dezember 2013 ein Strategiepapier vor, dessen Ziel ist, Kasachstan bis 2050 unter die 30 weltweit wirtschaftlich führenden Länder zu bringen. Damit möchte er einen Entwicklungsstand erreichen, der dem Norwegens und Deutschlands ähnlich ist. Das Bruttoinlandsprodukt soll auf 60.000 Dollar pro Kopf pro Jahr steigen. Hierfür müssen noch zahlreiche Änderungen vorgenommen werden, die der kasachische Botschafter Nurlan Onzhanov in seinem Vortrag ausführlich diskutierte.

Modernisierung der Wirtschaft

Die Modernisierung Kasachstans kann durch die Förderung der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) beschleunigt werden. Ute Kochlowski-Kadjaia, Geschäftsführerin des Ost- und Mitteleuropa Vereins, unterstrich, dass „die KMU in Kasachstan nur 17,6 Prozent des BIP bilden, wobei 70 Prozent der Bevölkerung im KMU-Sektor beschäftigt sind. Die KMU übernehmen somit zwar eine wichtige soziale Rolle in der Gesellschaft, leisten jedoch noch nicht den entsprechenden Beitrag für die Wirtschaft.“ Hierfür müssen politische und wirtschaftliche Reformen vorangetrieben und Privatinitiativen ausgebaut werden. Darüber hinaus ist die Steigerung der Innovationsaktivität ein wichtiges Ziel. Zudem wird der Übergang zur grünen Wirtschaft sowie ein Ausbau der hochtechnologischen Produktion in Aussicht gestellt. Auch das Bildungssystem muss modernisiert werden.

Internationale Vernetzung

„Kasachstan zählt aus wirtschaftlicher Hinsicht zu einem sicheren Partner in Zentralasien“, so Dr. Christoph Bergner, MdB. Zwischen Ost und West bestehe eine gute Kommunikation, und Kasachstan sei bereit, sich weiterhin international zu vernetzen; der OSZE-Vorsitz Kasachstans im Jahr 2010 sowie die Durchführung der Expo-Ausstellung in Astana im Jahr 2017 seien Beispiele hierfür. Hinsichtlich der Zusammenarbeit zwischen Zentralasien, der Zollunion und der EU betonte Bergner, dass „mit dem Abschluss eines Assoziierungsabkommens mit der EU die Mitgliedschaft in der Zollunion nicht ausgeschlossen werden soll.“ Dabei sei Deutschland bereit, sich an der Zusammenarbeit im Bereich der Bildungspolitik zu beteiligen.

Die Rolle Kasachstans in der Wirtschaft

Neben der Stabilisierung und Weiterentwicklung der Wirtschaft bezweckt Kasachstan auch die Rolle eines „Drehkreuzes“ anzunehmen: Wegen seiner günstigen Lage zwischen Europa und Asien bietet Kasachstan einen Transit- bzw. Transportkorridor für die Nachbarstaaten. „Kasachstan sieht den Ausbau der Infrastruktur und der Verkehrsknotenpunkte zwischen Westeuropa und Westchina als Priorität“, so Sultan Akimbekov, Direktor des Instituts für Weltwirtschaft und -Politik Kasachstans. Zudem könne Kasachstan gerade wegen seiner liberalen Wirtschaftsentwicklung einen Anschub für den Fortschritt der Nachbarländer geben. Akimbekov wies auch auf Probleme innerhalb der eurasischen Wirtschaftsintegration hin: „Kasachstans Interesse liegt darin, einen Zugang zum größeren Markt zu bekommen. Doch kasachische Wirtschaftsregelungen sind liberaler als die der Zollunion.“ Hierbei beklage Astana beispielswiese, dass kasachische Exporte in Russland blockiert werden, und kasachische Unternehmen mit großen Unternehmen aus Russland konkurrieren, die durch staatliche Subventionen eine deutlich bessere Ausgangslage haben. Dies stelle die kasachischen kleinen und mittleren Unternehmen unter Druck und vor große Herausforderungen.

Multilaterale Außenpolitik

Akimbekov betonte außerdem, dass „Kasachstan hofft, dass sich multilaterale Außenpolitik als zukunftsfähig erweisen wird, denn im Falle der Ukraine wird es gerade durch mangelhafte Ressourcen erschwert. Auf der internationalen Agenda müssen deshalb Instrumente geschaffen werden, um solche Länder wie die Ukraine oder Kasachstan nicht vor Alternativen stellen zu müssen“.

Dr. Ewald Böhlke, Leiter des Berthold-Beitz-Zentrums, moderierte die Veranstaltung.

Format

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