Der schwedische Wohlfahrtsstaat auf dem Prüfstand

Zweites Seminar des Deutsch-Französischen Zukunftsdialogs 2018

Datum
31 Mai - 02 Juni 2018
Uhrzeit
-
Ort der Veranstaltung
Stockholm, Deutschland
Einladungstyp
Nur für geladene Gäste

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Noch immer gilt Schweden genauso wie seine nordischen Nachbarn als „Modell“, was gesellschaftlichen Zusammenhalt, Demokratie und Integration angeht. Oft wird aber verkannt, dass auch Schweden vor großen gesellschaftlichen Herausforderungen steht. Bei den im Herbst anstehenden Parlamentswahlen rechnen Beobachter damit, dass die rechtspopulistischen „Schwedendemokraten“ unter den stärksten Parteien sein werden. Probleme wie Wohnungsmangel, wachsende soziale Spaltung und die Integration Geflüchteter stellen die Wirksamkeit des bisherigen Modells des schwedischen Wohlfahrtsstaats in Frage.

Die TeilnehmerInnen konnten diese Entwicklungen während des Seminars in ganz verschiedenen Kontexten kennenlernen und diskutieren. Beim Think Tank Global Utmaning (deutsch: Globale Herausforderungen) wurden im Gespräch mit Experten und Wissenschaftlern die Entstehung dieses spezifischen Gesellschaftskonzepts und seine Perspektiven für die Zukunft untersucht. Aktuell finden sich immer weniger schwedische Bürgerinnen und Bürger in der vermeintlichen Erfolgsgeschichte ihres Landes wieder.

Das Jugend- und Schulzentrum Fryshuset (deutsch: Kühlhaus) ist einer der wichtigsten schwedischen Akteure, das jungen Menschen aus schwierigen Situationen eine Zukunftsperspektive gibt. Die Führung durch das Zentrum zeigte, wie Jugendliche durch einen ganzheitlichen Ansatz bei Schule, Jugendkultur, Persönlichkeitsentwicklung und Beruf ermutigt werden, aktiv ihr Umfeld und damit auch die Gesellschaft zu gestalten.

Beim Besuch des Folkets Hus (deutsch: Volkshaus) in Stockholms Vorort Rinkeby sprach die Gruppe über die besonderen Bedingungen in einem oft als „Problembezirk“ wahrgenommenen Stadtteil: Hohe (Jugend-)Arbeitslosigkeit, soziale Segregation und die Abwesenheit staatlicher Akteure machen den Vertrauensverlust zwischen Bürgern und Politik besonders deutlich. Wie kann die Situation vor Ort verbessert werden? Die MitarbeiterInnen der Initiative fordern unter anderem mehr Interesse, finanzielle Investitionen und größere lokale Präsenz von Parteien und Sozialdiensten.

Im Rahmen des Seminars hatten die TeilnehmerInnen außerdem Gelegenheit, an ihren individuellen Gruppenprojekten zu arbeiten und sie mit den in Schweden gewonnenen Eindrücken zu bereichern. Die Ergebnisse werden im Oktober während des Abschlussseminars in Paris vorgestellt.

Mehr über den Deutsch-Französischen Zukunftsdialog finden Sie hier.