Deutschlands Energiewende aus deutsch-französischer Perspektive
Aus Sicht von Prof. Dr. Miranda Schreurs, Mitglied der Ethikkommission für eine sichere Energieversorgung, hat vor allem die Trennung der Umwelt- und Energieverwaltung in Deutschland die politische Entscheidung für den Atomausstieg erleichtert. Zudem sei dieser Schritt auf breite gesellschaftliche Zustimmung gestoßen. Schreurs sagte, nicht die Unterschiede, sondern die Komplementarität der deutschen und französischen Energiesysteme sollten stärker im Mittelpunkt künftiger Kooperation stehen.
Der SWP-Experte Severin Fischer spricht in diesem Zusammenhang von der Notwendigkeit, die Harmonisierung der Stromversorgung auch auf europäischer Ebene voranzutreiben. Europa sei im Hinblick auf die Stromversorgung noch immer eine „Risikogemeinschaft“. Der verstärkte Ausbau der Energieinfrastruktur und eine bessere Koordination seien bei der Einhaltung der Klimaschutzziele und der Erschließung erneuerbarer Energiequellen unerlässlich.
Seitens der Unternehmen sind die Reaktionen auf den deutschen Ausstieg unterschiedlich. Geoffroy Allard de Grandmaison, Vallourec-Gruppe, befürchtet einen Anstieg der Energiepreise um ein Drittel und warnt vor Gewinnausfällen vor allem in der energieintensiven Stahlindustrie. Für Antonin Guez, Schneider Electric, ist die Energiewende eine große Chance für die Unternehmen. Sie werde zu vielen technischen Neuerungen und in den nächsten 40 Jahren zu 50 Prozent Wachstum bei den Zulieferern von Elektronikbauteilen führen.
Der Leiter der E.ON-Repräsentanz Berlin, Dr. Joachim Lang, verweist darauf, dass die deutschen Energieversorger durch den Atomausstieg unter einem enormen Anpassungsdruck stehen. Er hoffe aber, so Lang, der technologische Vorsprung Deutschlands könne diese Nachteile ausgleichen.
Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem „Institut Montaigne“, Paris