Wolkenloser Himmel – was an Sommerurlaub denken lässt, wird inzwischen immer mehr zum Schrecken. Denn Hitze und Dürren bedeuten über längere Zeiträume große Belastungen für die menschliche Gesundheit und die Landwirtschaft. Schlimmstenfalls können sich humanitäre Krisen oder gar gewaltsame Konflikte aus den Extremen entwickeln. Doch der Weg von gravierender Trockenheit hin zu einem eskalierenden Konflikt ist nicht geradlinig. Im Gegenteil: Die Zusammenhänge zwischen Klimafolgen und dem Ausbruch von Gewalt sind komplex und abhängig von zahlreichen Faktoren, insbesondere auch von der Kompetenz in der Regierungsführung.
Zunehmende Hitze und Trockenheit
Zunächst ist Dürre nicht gleich Dürre; die Verfügbarkeit und der Bedarf an Wasser können regional sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Das Climate Service Center Deutschland definiert eine Dürre als "ein extremer, über einen längeren Zeitraum herrschender Zustand, in dem aus hydrologischer, landwirtschaftlicher oder ökologischer Sicht weniger Wasser verfügbar als erforderlich ist". Dabei können sowohl die Menge des Regenfalls als auch der Grad der Verdunstung durch steigende Temperaturen eine Rolle spielen. Wichtige Indikatoren für Dürren sind etwa die Bodenfeuchte oder der Grundwasserspiegel.
Der Klimawandel verschärft die abnormalen Trockenzeiten, denn er verändert Niederschlagsmuster und führt durch Hitzewellen zu erhöhter Verdunstung. Hitzeextreme, die vor dem anthropogenen Klimawandel nur alle fünfzig Jahre vorkamen, treten heute – bei etwa einem Grad Celsius Erwärmung gegenüber dem vorindustriellen Niveau – schon im Durchschnitt etwa alle zehn Jahre auf, und der Abstand zwischen solchen Extremen wird sich bei steigender Erwärmung weiter verkleinern. Bei einem globalen Mitteltemperaturanstieg von vier Grad könnten heute dichtbesiedelte Regionen unbewohnbar werden, da Temperaturen und Luftfeuchtigkeit die physiologischen Grenzen des menschlichen Körpers überschreiten würden. Insbesondere um den Äquator würde es vielerorts fast das gesamte Jahr zu heiß und zu feucht werden, als dass Menschen durch Schwitzen ihre Körpertemperatur regulieren könnten – ein Überleben im Freien wäre dort nicht mehr möglich. Wie gefährlich Hitzewellen sein können, zeigte sich auch in Europa schon 2003, als infolge der sommerlichen Hitze mehr als 70.000 Menschen starben.
In bestimmten Regionen haben Dürren bereits an Häufigkeit und Intensität zugenommen. Daraus können Hungerkrisen erwachsen, wie etwa am Horn von Afrika, wo seit 2020 mehrere Regenzeiten aussetzten und Ernteausfälle Millionen von Menschen abhängig von Hilfsgütern gemacht oder sie zur Flucht gezwungen haben. Auch der mediterrane Raum ist zunehmend von den Extremen betroffen. Nachdem im April 2023 in Spanien alle Rekorde für Hitze und Trockenheit gebrochen wurden, entschloss sich die Regierung in Madrid zu einem milliardenschweren Investitionspaket, das sowohl Soforthilfen bereitstellen als auch langfristige Änderungen im Wassermanagement finanzieren soll. Die Veränderungen kommen wenig überraschend: Sie entsprechen früheren Klimaprojektionen, die Trockenheit und Temperatursteigerungen für die Region seit Langem vorhersagen. Ebenso blieben in Italien Niederschläge wiederholt aus. Nachdem eine Dürre 2022 die Pegelstände von Flüssen und Seen bereits stark sinken ließ, fiel auch Anfang des Jahres 2023 zunächst wenig Regen. Unter anderem am Gardasee schlugen mehrere Gemeinden Alarm und setzten Wassersparmaßnahmen um, bis es im Mai 2023 zu heftigen Regenfällen kam, die zwar die Mangellage entschärften, aber in der Region Emilia Romagna Schäden in Milliardenhöhe verursachten und sogar mehrere Todesopfer forderten.
Extremereignisse wie diese wirken nicht nur zerstörerisch, sondern führen auch zu Interessenkonflikten, denn unterschiedliche Gruppen wie Privatverbraucher:innen, Landwirtschaftsbetriebe oder die Tourismusbranche konkurrieren um knappe Ressourcen. Zu diesen gehören etwa Süßwasser in Trockenzeiten oder Überschwemmungsflächen in dicht besiedelten und landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten. Zwar legen Wissenschaftler:innen immer genauere Projektionen von Extremwetterereignissen unter verschiedenen Treibhausgasemissionsszenarien vor, jedoch wird weder aufseiten der Prävention noch aufseiten der Klimaanpassung diesen Erkenntnissen ausreichend Rechnung getragen. Dies bedeutet für akut betroffene Kommunen in Krisensituationen einen enormen Handlungsdruck und erfordert große finanzielle Aufwendungen, um bereits eintretende kaskadierende Klimafolgeschäden bestmöglich einzudämmen. Eine Herausforderung der Klimakrise ist, dass die Wirkungen, also die Schäden, zeitlich und geografisch versetzt zu ihren Ursachen eintreten. Damit entziehen sich viele gegenwärtig handelnde Akteur:innen ihrer Verantwortung für die durch sie ausgelöste Zerstörung. Dabei wären effektive Maßnahmen zur raschen Reduzierung von Treibhausgasemissionen und Prävention von Schäden nicht nur wesentlich günstiger als Maßnahmen zur nachträglichen Schadensbegrenzung, sondern auch deutlich effektiver. Anders ausgedrückt: Durch Emissionseinsparungen können mehr Leben und gesunde Lebensjahre geschützt werden als durch reaktives Krisenmanagement.
Über die direkten Effekte hinaus haben Hitze und Trockenheit auch immer mehr Waldbrände zur Folge, die gewaltige Schäden nach sich ziehen und den Wohlstand von Regionen nachhaltig beeinträchtigen können. Zwar haben Waldbrände auch natürliche Ursachen, jedoch treibt die globale Erwärmung die Entwicklung hin zu immer großflächigeren und häufiger auftretenden Bränden an. So war 2022 in Europa die zweitschwerste Waldbrandsaison seit Beginn der systematischen Erfassung: Insgesamt verbrannten Flächen im Umfang von über 1,6 Millionen Hektar. Neben der Ukraine waren Spanien, Portugal und Frankreich besonders betroffen. Durch diese Brände werden neben der unmittelbaren Zerstörung von Biodiversität und Infrastruktur auch massenhaft Treibhausgase freigesetzt, was die Klimakrise weiter anheizt.
Verschärfte Ungleichheit
Die langfristigen Folgen der multidimensionalen Wasserkrise zeichnen sich bereits ab. So verlor weltweit über die Hälfte der großen Seen in den vergangenen dreißig Jahren vor allem aufgrund von Klimafolgen und Übernutzung an Wasser. Dieser Trend ist besorgniserregend, da in Seen der Großteil der globalen Süßwasserreserven gespeichert ist und sich an diese Reservoirs Einzugsgebiete für eine große Anzahl von Menschen anschließen. Die Versorgungssicherheit mit Wasser ist aber nicht nur von möglichen Dürren abhängig, sondern auch vom Wassermanagement und Bedarfsgrößen. Zwar kann etwa das Bevölkerungswachstum zur Ressourcenverknappung beitragen, doch Nutzungsmuster prägen oft die Verfügbarkeit. Denn der Wasserverbrauch ist unter Einkommensgruppen extrem ungleich verteilt: Reiche Bevölkerungsschichten konsumieren ein Vielfaches an Süßwasser als arme. Dieser Unterschied ist besonders in städtischen Gebieten mit großen Einkommensdifferenzen ausgeprägt und trägt dort zu Wasserkrisen bei.
Am Beispiel Kapstadts in Südafrika haben Wissenschaftler:innen gezeigt, dass etwa durch die Befüllung von Pools und die Bewässerung von Rasenflächen die Wasserressourcen übernutzt werden. Obwohl die oberen Einkommensgruppen nur 13,7 Prozent der Stadtbevölkerung ausmachen, hat diese Gruppe einen Anteil von 51 Prozent am Gesamtwasserbrauch. Hingegen nutzen die unteren Einkommensschichten, die 61 Prozent der Bevölkerung ausmachen, nur 27,3 Prozent der Wasserressourcen – im Gegensatz zur "Elite" jedoch ausschließlich für ihre Grundbedürfnisse. In der Modellierung zukünftiger Einflüsse auf die Wasserverfügbarkeit in Kapstadt stellte sich heraus, dass eine steigende Ungleichheit in der Nutzung noch gravierendere Einflüsse auf den Verbrauch hätte als das Bevölkerungswachstum oder Klimafolgen in einem Zwei-Grad-Erwärmungsszenario. Da diese Faktoren sich jedoch gleichzeitig ausprägen können, ist ein umfängliches Wassermanagement wichtig, das die unterschiedlichen Ursachen von Knappheit berücksichtigt. Am Thema Wassersicherheit zeigen sich somit die mehrfach negativen Auswirkungen des Konsumverhaltens der oberen Einkommensschichten, die durch Fliegen, Fleischkonsum, Autofahren und weitere CO2-intensive Aktivitäten ohnehin disproportional zu den globalen Treibhausgasemissionen beitragen.
Die Kosten für die negativen Auswirkungen dieses Verbrauchs sind bislang nicht annähernd realistisch eingepreist. So liegt der deutsche CO2-Preis derzeit bei 30 Euro pro Tonne; das Umweltbundesamt bemisst die tatsächlichen Kosten pro Tonne CO2, die 2022 in Deutschland emittiert wurden, hingegen mit 237 Euro – wenn also Umweltfolgen und wirtschaftliche Schäden berücksichtig werden. Werden die Schäden für zukünftige Generationen gleichwertig bemessen, würde der Preis sogar bei 809 Euro pro Tonne CO2 liegen. Immaterielle Verluste wie Todesopfer, sinkende Artenvielfalt oder beschädigte Kulturgüter, die sich kaum adäquat in Geldwerten erfassen lassen, sind dabei noch nicht einmal berücksichtigt. Der CO2-Preis soll zwar bis 2025 schrittweise auf bis zu 55 Euro angehoben werden, die letzte geplante Erhöhung um 5 Euro zu Beginn des Jahres 2023 wurde indes wegen der ohnehin hohen Energiepreise um ein Jahr verschoben. Subventionen wie der Tankrabatt 2022 oder Steuererleichterungen für Dieselkraftstoffe konterkarieren den CO2-Preis zusätzlich und setzen falsche Anreize.
All dies verdeutlicht, dass selbst bei steigenden Preisen für Öl und Gas die tatsächlichen Kosten für die negativen Auswirkungen für Umwelt und menschliche Gesundheit größtenteils auf die Allgemeinheit umgelegt werden. Ärmere Menschen, die durch ihren Lebensstil kaum Emissionen verursachen, tragen dabei die schwersten Lasten der Klimaveränderungen, denn sie leben oft in exponierten Gebieten und haben kaum finanzielle Möglichkeiten, sich an Klimafolgen anzupassen. Insbesondere Personen, deren Einkommen unmittelbar von gesunden Ökosystemen abhängt, etwa Kleinbauern und Kleinbäuerinnen, stehen zunehmend vor existenziellen Krisen.
Klima-Sicherheits-Nexus
Gegenwärtig lebt etwa die Hälfte der Weltbevölkerung mindestens einen Monat im Jahr unter Bedingungen extremer Wasserknappheit, mit steigender Tendenz. Fast zwei Milliarden der Betroffenen wohnen in China und Indien. Somit ergibt sich aus Dürren und Frischwasserknappheit ein wachsendes Problem, das die menschliche Entwicklung einschränken kann. Gleichwohl treten trotz des großen Mangels relativ selten gewaltsame Konflikte in Zusammenhang mit Dürreereignissen auf. Dies liegt daran, dass der Zusammenhang von Klima und Sicherheit – der Klima-Sicherheits-Nexus – stark von den jeweiligen gesellschaftlichen und ökonomischen Umständen geprägt ist, in denen Klimafolgen ihre Wirkung entfalten. So zeigt sich, dass Dürren unter bestimmten Vorbedingungen die Wahrscheinlichkeit für gewaltsame Konflikte erhöhen können – etwa in ethnisch fraktionierten Ländern. Staaten, in denen es bereits Ausgrenzung, Diskriminierung und Polarisierung zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen gibt, sind demnach besonders anfällig für die Ausbildung eines Konflikts nach einem Extremereignis. Eine Analyse von Konflikten in asiatischen und afrikanischen Ländern hat zudem ergeben, dass insbesondere bei Bevölkerungsgruppen, die stark von der Landwirtschaft abhängig oder politisch marginalisiert sind, das Risiko eines Konfliktausbruchs durch Dürren steigt.
Generell treten Klimafolgen in sehr verschiedenen Länderkontexten auf und haben dort das Potenzial, Interessenkonflikte auszulösen oder zu verschärfen. Diese können dann in gewaltsamen Auseinandersetzungen eskalieren, wenn es keine adäquaten Aushandlungs- oder Mediationsprozesse gibt. Finanzielle, technologische und personelle Kapazitäten im Umgang mit hydrologischen Krisen sowie der Schweregrad der Extremereignisse entscheiden ebenfalls darüber, wie stark sich die naturräumlichen Veränderungen auf die Bevölkerung auswirken. Letztlich ist der Griff zu den Waffen oder die Anordnung von Gewalt immer eine Entscheidung, die von Menschen getroffen wird. Selbst bei schwersten Umweltveränderungen verbleibt die Verantwortung für Gewalt bei den handelnden Akteur:innen.
Dieser Zusammenhang zeigte sich auch in Syrien, wo von 2007 bis 2010 die schwerste jemals gemessene Dürre zahlreiche Ernten vernichtete und quasi alle Viehherden verenden ließ – ehe 2011 der Bürgerkrieg begann. Die Eintrittswahrscheinlichkeit einer Dürre dieses Schweregrades wurde durch die globale Erwärmung um das Zwei- bis Dreifache erhöht. Das agrarökonomische Management des Assad-Regimes der Dürre war katastrophal, sodass viele Landwirt:innen zur Binnenmigration in Städte gezwungen waren, wo sie mit den Anwohner:innen und irakischen Kriegsgeflüchteten um Wohnraum und Arbeit konkurrierten. Gleichzeitig stiegen in diesem Zeitraum, teils bedingt durch die Ernteausfälle, die Brotpreise an. All diese Herausforderungen trafen eine Bevölkerung, unter der die Unzufriedenheit mit dem diktatorischen Regime bereits beträchtlich war. Im Zuge des sogenannten Arabischen Frühlings kam es schließlich auch in Syrien zu Demonstrationen, die blutig niedergeschlagen wurden. Der Krieg, der sich daraus entwickelte, fordert bis heute Menschenleben. Die komplexe Anfangsgeschichte dieses Konflikts zeigt, wie meteorologische Extremereignisse gesellschaftliche Spannungen verschärfen können, aber auch, dass Entscheidungsträger:innen und der internationalen Gemeinschaft eine zentrale Rolle bei der Bewältigung von sozioökologischen Krisen zukommt.
Trotz wachsender wissenschaftlicher Erkenntnisse um den Nexus zwischen Klimafolgen und Sicherheit bleiben die genauen Wirkungsmechanismen von klimatischen Extremen in gesellschaftlichen Konflikten unklar. So können knappe Ressourcen nicht nur verschärfend wirken, sondern zum Beispiel auch mehr Kooperation befördern, wenn dies über effektive Regierungsführung angeregt wird. Zudem sind nur die Folgen der bisherigen Erwärmung beobachtbar – wenn der Ressourcenschwund durch Klimawandel und Übernutzung zunimmt, wird sich dies auch auf Interessenkonflikte auswirken. In allen Emissionsszenarien des Weltklimarats wird eine Erwärmung von 1,5 Grad Celsius und damit die untere Grenze des Pariser Klimaabkommens in naher Zukunft erreicht. Das bedeutet: Unabhängig von den notwendigen Bemühungen um Emissionsreduktionen werden die Temperaturen kurzfristig weiter steigen und Extremereignisse sich häufen.
Die Weltorganisation für Meteorologie geht mit einer Wahrscheinlichkeit von 66 Prozent davon aus, dass die 1,5 Grad Celsius Erwärmung im jährlichen globalen Temperaturmittel schon über den Zeitraum von 2023 bis 2027 in einem der Jahre überschritten werden könnte. Ein kommendes El-Niño-Ereignis wird neben der gestiegenen Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre diese Entwicklung weiter antreiben: Durch das wiederkehrende Wetterphänomen El Niño können Dürren im Norden Brasiliens, Ozeanien, Indien oder im südlichen Afrika vermehrt auftreten, während andere Gebiete wie etwa Peru wiederum stärker von hohen Niederschlägen und Überflutungen bedroht sind.
Mittelfristig sind die heutigen Klimaschutzbemühungen ausschlaggebend dafür, ob sich die Erwärmung auf den Pariser Temperaturkorridor von 1,5 bis 2 Grad Celsius begrenzen lässt oder ob sich bei höheren Erwärmungsgraden zivilisationsbedrohende Risiken entwickeln.
Bleiben oder Fliehen?
In Landwirtschaftssystemen, die stark vom Regenfall abhängig sind, können bereits unregelmäßige Niederschläge, die sich im Monatsmittel kaum bemerkbar machen, Ernteverluste auslösen. Denn wenn kein modernes Bewässerungssystem vorhanden ist, gerät die Aussaat rasch unter Druck. Reichen lokale Anpassungsmöglichkeiten wie das Auspflanzen anderer Sorten nicht mehr aus, um die Klimafolgen zu bewältigen, sehen sich Menschen vor eine fatale Wahl gestellt: Entweder sie bleiben vor Ort und nehmen existenzielle Risiken in Kauf, oder sie wandern ab in eine ungewisse Zukunft.
Weil die finanziellen und technologischen Möglichkeiten der Anpassung vielerorts stark begrenzt sind, werden Menschen schon heute durch Klimafolgen vertrieben. Ein Beispiel dafür ist Burkina Faso, wo schon vor der Eskalation der Gewalt Menschen zur saisonalen Migration gezwungen waren, die Ernten durch veränderte Regenfallmuster aber zusätzlich gefährdet sind. Durch die klimabedingte Landflucht können manche Betroffene zwar ihre Lebenssituation verbessern, allzu oft aber führt Migration in eine Armutsspirale, weil viele Menschen ohne finanzielle Möglichkeiten und ohne spezielle Fähigkeiten oder Ausbildung für den urbanen Arbeitsmarkt häufig nur Zuflucht in städtischen Slums finden. Da selbst bei einer moderaten Erwärmung von bis zu zwei Grad bestimmte Regionen wahrscheinlich nicht mehr für die gleiche Anzahl von Menschen wie heute bewohnbar sein werden, braucht es einen Strauß an Maßnahmen. Diese müssen an verschiedenen Stellen ansetzen und sowohl erzwungene Vertreibung möglichst verhindern als auch sichere Migration aus Hochrisikogebieten zulassen und Betroffenen Ausbildungswege eröffnen.
Der jüngste Sachstandsbericht des Weltklimarats hat nochmals verdeutlicht, dass Hitzewellen und Dürren die Anpassungskapazitäten von Menschen in vielen Regionen der Welt übersteigen werden, wenn die Emissionen nicht unmittelbar und drastisch gesenkt werden. Die Wohlstandsverluste, die damit einhergehen würden, sind erheblich. Auch Deutschland ist von diesen Veränderungen betroffen: Zum einen verursachen extrem heiße und trockene Sommer hierzulande große wirtschaftliche Schäden, lösen Waldbrände aus und bedeuten zudem eine große gesundheitliche Gefahr – allein in den Sommermonaten der Jahre 2018 bis 2020 starben in der Bundesrepublik mehr als 19.000 Menschen infolge von Hitze. Zum anderen wirken sich scheinbar ferne Klimafolgen auch indirekt in Deutschland aus – sei es durch unterbrochene Lieferketten, wegbrechende Absatzmärkte oder die Zunahme von Flucht und Migration.
Nicht zuletzt hat Deutschland als größter Treibhausgasemittent Europas eine moralische Verpflichtung, seinen Ausstoß rasch zu reduzieren, da die Effekte der Nutzung fossiler Brennstoffe zulasten anderer Länder gehen. Die Verschmutzung der Atmosphäre zu bremsen, ist somit drängende Aufgabe aller Industrienationen, die ihren völkerrechtlichen Verpflichtungen des Pariser Abkommens bisher nicht gerecht werden. Der wolkenlose – und manchmal graue – Himmel, er gehört schließlich allen.