Socioeconomic Challenges and Opportunities
Könnte in Tunesien 2019 die erste weibliche Premierministerin gewählt werden? Wird es Tunesien gelingen, den informellen Sektor zu formalisieren, oder wird „Informalität die neue Normalität“? Wird Marokko innerhalb des Maghreb eine Führungsrolle in den Bereichen der erneuerbaren Energien und der Luftfahrt einnehmen können? Im November lud das EU-Middle East Forum der DGAP 18 europäische und nordafrikanische Teilnehmer aus Forschung, Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Politik und Medien ein, um mögliche sozioökonomische Entwicklungen in Marokko und Tunesien mithilfe von Methoden der strategischen Vorausschau zu analysieren.
Der Capacity-Building-Workshop fand vom 20.-23. November 2016 in Rabat, Marokko, statt und wurde in enger Kooperation mit der Robert Bosch Stiftung, dem Auswärtigen Amt, dem Institut für Auslandsbeziehungen (ifa), dem marokkanischen Büro der Heinrich Böll Stiftung und dem Rabat Social Studies Institute organisiert.
Die prekären sozioökonomischen Bedingungen, die die Proteste im Jahr 2011 nährten, sind in Marokko und Tunesien immer noch präsent. Obwohl sich beide Länder strukturell in ihren Wirtschafts- und Bildungssektoren unterscheiden, haben sie viele sozioökonomische Probleme gemein, so z. B. regionale Unterschiede, eine hohe Arbeitslosigkeit (insbesondere unter jungen Menschen) und eine Diskrepanz zwischen dem Bildungssystem und den Anforderungen des Arbeitsmarktes. Trotz der Fortschritte, die hinsichtlich größerer politischer Partizipation und Repräsentation erzielt wurden, stagniert der sozioökonomische Reformprozess, da zahlreiche grundlegende Probleme nicht ausreichend angegangen werden. Ohne diese sozioökonomischen Reformen jedoch, die inklusives Wachstum auf Basis von Teilhabe, Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit vorantreiben, ist die Stabilität der Region gefährdet.
Der Workshop vernetzte Experten aus Tunesien, Marokko und Europa, um die sozioökonomischen Herausforderungen und Chancen in Marokko und Tunesien zu untersuchen und alternative Wege für die Zukunft beider Länder zu diskutieren. Während der erste Tag des Workshops aus Vorträgen von und Diskussionen mit ausgewiesenen Experten bestand, wurde während der folgenden drei Tage die Methodik der Szenarienanalyse vorgestellt und angewandt. Unter Anleitung von zwei Szenarientrainern von Foresight Intelligence konnten die Teilnehmer tiefergehende Analysen durchführen und Faktoren diskutieren, die die sozioökonomische Entwicklung der beiden Fokusländer beeinflussen könnten. Schlussendlich entwickelten die Teilnehmer selbst Szenarien für die sozioökonomischen Perspektiven der beiden Staaten in den nächsten zehn Jahren, ebenso wie Handlungsmöglichkeiten, um diesen Entwicklungen zu begegnen.