Der strauchelnde Hegemon

Wie krank ist „Der amerikanische Patient“?

Datum
08 März 2012
Uhrzeit
-
Ort der Veranstaltung
DGAP, Deutschland
Einladungstyp
Nur für geladene Gäste

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Im Rahmen einer gemeinsamen Präsentationsveranstaltung des Siedler-Verlages und der DGAP, die von Michael Groth vom Deutschlandradio moderiert wurde, diskutierten am 8. März 2012 der langjährige Koordinator für die deutsch-amerikanische Zusammenarbeit, Karsten D. Voigt, und Dr. Josef Braml, USA-Experte der DGAP, die Thesen seines neuen Buches mit dem Titel „Der amerikanische Patient“.

„Mich stört der Untertitel 'Was der drohende Kollaps der USA für die Welt bedeutet'“, kritisierte Voigt gleich zu Beginn und plädierte dafür, „die Lage der USA als Krise zu begreifen“. Denn in jeder Krise stecke auch eine Chance zur Erneuerung. Der Buchautor entgegnete, dass er mit dem „drohenden Kollaps“ keineswegs den Untergang der USA prophezeien wolle. Gleichwohl unterstrich Braml die zentrale These seines Buches, wonach die gravierenden sozialen und ökonomischen Probleme eben jene politische Handlungsfähigkeit lähmten, in die Voigt seine Erwartungen setzt. „Der Kongress und der Präsident blockieren sich gegenseitig“, diagnostiziert Braml.

Die Last der globalen Verantwortung abwälzen

Die politische Selbstblockade werde auch nach den Wahlen im November den nächsten Präsidenten daran hindern, die von der politischen Elite der USA gemeinhin beanspruchte Führungsrolle in der Welt zu behaupten. „Der globale Hegemon kann künftig nicht mehr die erforderlichen Leistungen wie Sicherheit, freien Handel und eine stabile Leitwährung bieten, sondern wird vielmehr versuchen, die Last globaler Verantwortung auf seine Konkurrenten und Verbündeten abzuwälzen“, lautet die Schlussfolgerung von Bramls innen-, wirtschafts- und energiepolitischer Analyse.

Wenn auch unterschiedlicher Auffassung ob der Schwere der Erkrankung des „amerikanischen Patienten“, so waren sich Voigt und Braml in der Empfehlung einig, dass die deutsche und europäische Politik ihr Interesse in Washington über vielfältigere Einflusskanäle selbstbewusster vertreten müsse, um ernst genommen zu werden. Dabei gelte es zunächst, Interessenunterschiede zu verstehen und zu artikulieren, aber auch gemeinsame Politikansätze in der globalen Energie- und Handelspolitik auszuloten.

Der Amerikanische Patient, Siedler-Verlag, Februar 2012.
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