Frankreichs humanitärer Interventionsismus in Afrika

Französische Afrikapolitik 20 Jahre nach Ruanda - vom Gendarm zum Feuerwehrmann?

Der Völkermord in Ruanda jährt sich am 6. April zum zwanzigsten Mal. Innerhalb weniger Monate kamen zwischen April und Juli 1994 etwa 800.000 Menschen ums Leben, als radikale Hutu-Milizen Jagd auf Angehörige der Tutsi-Minderheit sowie moderate Hutu machten. Damals geriet Frankreich als »Komplize« des Völkermords in Verruf, da sich das Land erst spät von dem Hutu-Regime distanzierte.

Die zweifelhafte Rolle Frankreichs im Ruanda-Konflikt führte zum Ende der traditionellen Afrikapolitik Frankreichs, legt der Sicherheitsexperte Tobias Koepf in einer neuen DGAPanalyse dar. Bis dahin habe die Interventionspolitik im französischsprachigen »Hinterhof« (»pré-carré«) auf den Erhalt der befreundeten Regime mit militärischen Mitteln abgezielt. Militärisch zurückgezogen habe sich Frankreichs zwanzig Jahre nach Ruanda jedoch nicht, zeigt Koepf in der Studie.
Obwohl Frankreich mit seinen militärischen Einsätzen weiterhin auch wirtschaftliche und sicherheitspolitische Motive verfolgt, spielen humanitäre Motive eine immer wichtigere Rolle. „Die Verhinderung von Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit sind ein wichtiges Motiv der meisten jüngsten Militäreinsätze Frankreichs“, beschreibt Koepf den „Ruanda-Effekt“. So verwiesen französische Entscheidungsträger regelmäßig auf die Ereignisse in Ruanda, um Militäreinsätzen in Afrika zu rechtfertigen.


DGAP-Analyse 2014 
Ein neuer humanitärer Interventionismus? Frankreichs militärisches Engagement in Subsahara-Afrika 20 Jahre nach Ruanda
von Tobias Koepf, Associate Fellow beim European Institute für Security Studies (EUISS) in Paris 

Zum Download (PDF): https://dgap.org/de/think-tank/publikationen/dgapanalyse/ein-neuer-humanitaerer-interventionismus

Verwandter Inhalt