Normen und Spezifikationen liefern die Basis für die wertorientierte Weiterentwicklung von KI, nicht zuletzt unter Berücksichtigung des im Frühjahr 2021 von der EU-Kommission veröffentlichten Entwurfs einer Verordnung zur KI-Regulierung.
Unter aktiver Mitwirkung von Fachleuten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Politik wurden 6 übergreifende Handlungsempfehlungen und mehr als 100 Normungsbedarfe formuliert. Dabei setzt die zweite Ausgabe neben den bisherigen Schwerpunktthemen Grundlagen, Sicherheit, Prüfung/Zertifizierung, Industrielle Automation, Mobilität sowie Medizin auch auf die neuen Themenbereiche Soziotechnische Systeme, Finanzdienstleistungen und Umwelt/Energie.
Dr. Georgios Kolliarakis, Experten-Mitglied im DIN Interdisziplinären Normenausschuss Künstliche Intelligenz, hat als Ko-Autor zum Schwerpunktthema "Soziotechnische Systeme" insbesondere auf dem Gebiet Kritikalität und Sicherheit von Infrastrukturen beigetragen.
Soziotechnische Systeme
KI steht immer im Kontext zum Menschen und zum organisatorischen Umfeld. Für erfolgreiche KI-Lösungen darf es deshalb nicht nur den Blick auf die Technologie geben. Vielmehr ist auch das soziotechnische System zu betrachten, in dem Künstliche Intelligenz eingesetzt wird und mit dem Menschen in Wechselwirkung steht. Ziel ist es, die Bedürfnisse der Nutzer*innen zu erkennen und die KI so zu gestalten, dass sie die Nutzer*innen bestmöglich bei ihren Aufgaben unterstützt. Insbesondere kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie Start-ups soll es ermöglicht werden, KI-Technologien in ihre Geschäftsmodelle zu integrieren. Aufgabe der Normung ist es, alle relevanten Personengruppen und Blickwinkel unter Berücksichtigung soziotechnischer Aspekte einzubeziehen. Im Verordnungsentwurf des AI Act spielen unter anderem die menschliche Aufsicht und Eingriffsmöglichkeit sowie die Transparenz in KI-Systemen bedeutende Rollen. Technische und soziale Komponenten sind deshalb vom Menschen aus zu denken und bei der Entwicklung darauf
auszurichten.