Die EU als politischer Zusammenschluss dient als „Inspiration“ für den ASEAN, aber nicht als Vorbild. Das waren die wichtigsten Aussagen des Vortrags „ASEAN im Kommen!“, den Dr. Surin Pitsuwan, früherer thailändischer Außenminister und seit 2008 Generalsekretär des ASEAN, am 6. September in der DGAP gehalten hat.
Ursprünglich sei der ASEAN vor über 40 Jahren von den kleineren südostasiatischen Staaten Indonesien, Thailand, Malaysia und den Philippinen gegründet worden, um sich neben den Giganten China und Indien mehr Geltung zu verschaffen, sagte der Pitsuwan. Heute umfasse er 10 Nationen, rund 600 Millionen Einwohner und sei der fünftgrößte Handelspartner der EU. Vor allem in der Finanzkrise habe sich gezeigt, dass es eine Machtverschiebung in Richtung Asien gebe. „Die EU-Staaten standen damals Schlange, damit China ihnen hilft“, sagte der ehemalige thailändische Außenminister. Die wichtigste Strategie des ASEAN sei es, Freihandelszonen einzurichten und die Zusammenarbeit mit der EU zu verbessern. Eine Währungsunion oder Freizügigkeit nach europäischem Vorbild stünden jedoch nicht zur Diskussion, weil Migration innerhalb der Region fatale Folgen hätte. „Vermutlich gehen dann alle nach Singapur, um einen Job zu finden“. Im Gegensatz zur EU setze der Verband auf regelmäßige Treffen und Vertrauensbildung. Diskussionen über Sanktionen und politischer Druck wie derzeit in der EU seien unter Asiaten undenkbar. „Die EU ist für uns eine Inspiration, kein Modell“.
Die zunehmende Wichtigkeit der asiatischen Region zeige sich auch dadurch, dass neben China und Indien die USA, Russland und alle 27 EU-Länder beim nächsten ASEAN-Gipfel Mitte Oktober in Bali erwartet werden. Eine kontinuierliche Kooperation der EU mit den ASEAN-Staaten führe darüber hinaus zu mehr politischer Stabilität in Asien und der Welt. Dadurch würden Kapazitäten innerhalb der EU frei, um Konflikte in anderen Regionen zu lösen, zum Beispiel im Irak oder Libyen.