In unruhigem Fahrwasser

Die Weltwirtschaft und die Zukunft von Wachstum und Handel

Datum
18 Mai 2017
Uhrzeit
-
Ort der Veranstaltung
DGAP, Berlin, Deutschland
Einladungstyp
Nur für geladene Gäste

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Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit – für Japan wie für die EU sind beides große Herausforderungen. Japan, das im Begriff ist, zwei Jahrzehnte der wirtschaftlichen Stagnation hinter sich zu lassen, ist mit einer alternden Bevölkerung und damit korrespondierend mit einem Rückgang von Produktivität und heimischer Nachfrage konfrontiert. Die EU sieht sich einer populistischen Welle gegenüber, die unter anderem der Glaube antreibt, Globalisierungsgewinne würden ungerecht verteilt. Und ein neuerdings stärker vertretener Protektionismus – insbesondere durch die Vereinigten Staaten unter Präsident Donald Trump – bedeutet für Japan und die EU ein großes Risiko.

Das 3. JEF-DGAP-Symposium beschäftigte sich am 18. Mai damit, wie Japan, Deutschland und die EU diese Herausforderungen meistern können – einzeln und gemeinsam. Für Japan stellt sich insbesondere die Frage, wie sich stärkere inländische Investitionen ermöglichen und die aufgrund der Überalterung der Gesellschaft eintretenden Produktivitätsverluste ausgleichen lassen. Für die EU besteht die größte Herausforderung darin, eine Infrastruktur und einen regulatorischen Rahmen für die datenbasierte Ökonomie der Zukunft zu entwickeln. Sowohl Japan als auch die EU müssen stärker für ein innovationsfreudiges Umfeld sorgen und kleine und mittlere Unternehmen unterstützen; auch sollten sie zusammenarbeiten, um einen regelbasierten, freien internationalen Handel aufrechtzuerhalten.

Wachstumsbarrieren

Japan und die EU verzeichneten zuletzt langsames oder gar stagnierendes Wachstum. Japans Wirtschaft vermied 2013 eine Deflation nur dank einer Intervention der japanischen Zentralbank; bis heute wächst die Wirtschaft kaum, was vor allem demografischen Faktoren geschuldet ist. Da die japanische Gesellschaft Jahr für Jahr um rund 1 Prozent schrumpft, ist ein Wachstum jenseits einer Größenordnung von 0,5 Prozent kaum möglich. Derweil haben in der EU zu geringe Infrastrukturinvestitionen (insbesondere im IT-Bereich), Integrationsdefizite und die Eurokrise das Wachstum beeinträchtigt.

Teilnehmer des Symposiums skizzierten verschiedene Möglichkeiten, „Wachstumsfallen“ zu entgehen. In Japan könnte eine neue, offenere Einwanderungspolitik Abhilfe schaffen und für größere Produktivität sowie mehr heimische Nachfrage sorgen. Zugleich besteht Raum für mehr inländische Investitionen und eine Flexibilisierung des japanischen Arbeitsmarkts.

Die EU muss Sorgen über Datensicherheit und den Schutz der Privatsphäre mit der Notwendigkeit abwägen, in Sachen Digitalisierung mit den Vereinigten Staaten und China Schritt zu halten. Auch sollten einzelne Mitgliedstaaten ihre Investitionen in IT-Infrastruktur sowie Forschung und Entwicklung verstärken; eine vertiefte Integration im digitalen und industriellen Bereich wäre ebenfalls angebracht.

Handel und Protektionismus

Der Sieg Emmanuel Macrons bei den französischen Präsidentschaftswahlen hat den Vormarsch der Populisten in Europa fürs Erste verlangsamt; die Gefahr, dass gegen den Freihandel gesinnte politische Kräfte weiter an Boden gewinnen und die Grundlagen der internationalen Handelsordnung untergraben, ist aber nicht gebannt. Zugleich hält China, das seit der Wahl Trumps als Verteidiger von Globalisierung und Freihandel auftritt, bedeutende Hürden beim Marktzugang aufrecht, und die neue Trump-Administration hat mit dem Rückzug aus der Trans-Pacific Partnership und der Ankündigung, Urteile der Welthandelsorganisation künftig nicht immer automatisch anzuerkennen, bereits erste protektionistische Signale gesendet.

Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, empfahlen die Teilnehmer des Symposiums verschiedene Schritte. So sollten Japan und die EU bei der Verteidigung des Freihandels zusammenarbeiten und ihre Handelsbeziehungen vertiefen. Japans Regierungschef Shinzo Abe bekräftigte bei seinem Deutschlandbesuch im März bereits Interesse am baldigen Abschluss eines Freihandelsabkommens zwischen Japan und der EU.

Auch sollten Regierungen und NGOs mehr tun, um die Menschen in Japan und Europa über die Vorzüge und positiven Auswirkungen des Freihandels zu informieren, um Vorurteile und Vorbehalte abzubauen. So waren vor dem Brexit-Votum viele Briten unzureichend über die Bedeutung der EU-Mitgliedschaft und die Konsequenzen eines Austritts informiert beziehungsweise trauten denjenigen nicht, die versuchten aufzuklären. Hier besteht auch für NGOs und Forschungsinstitute eine wichtige Aufgabe, für mehr Klarheit zu sorgen.

Produktivität und Digitalisierung

Schließlich müssen Japan wie die EU mehr für die Förderung digitaler Unternehmen tun; dabei können sie aus früheren Fehlern lernen. Die Digitalisierung und die Entwicklung einer Industrie 4.0 werden die Produktivität stärken, aber auch Millionen Arbeitsplätze kosten. Entscheidend ist, dass dieser Prozess sozialverträglich gestaltet wird und dass neue Beschäftigungsmöglichkeiten für diejenigen geschaffen werden, deren Jobs verloren gehen.

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Format

Expertenrunde
Zielgruppe
Think Tank Veranstaltung