“Constructive versus Destructive Engagement – Drivers and Implications of External Actors’ Policies for North Africa”
Die Umbrüche in der arabischen Welt haben die Aufmerksamkeit der internationalen Politik nach Nordafrika gelenkt. Das Aufbrechen der verkrusteten Strukturen bietet die Chance auf Veränderung, gleichzeitig sorgt die Instabilität in der Region für Bedenken. Auch wenn vorrangig interne Akteure und deren Aktivitäten die Entwicklungen bestimmen, spielen externe Kräfte ebenfalls eine wichtige Rolle. Insbesondere aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage in den meisten nordafrikanischen Staaten sind diese von fremder Hilfe abhängig. Einhergehend mit den internen Veränderungen werden auch alte außenpolitische Allianzen in Frage gestellt, und neue Akteure betreten die Bühne. Somit ist das Ringen um Einfluss in vollem Gange, und Abhängigkeiten verschieben sich. Regionale und internationale Akteure haben Schwierigkeiten, die neue Dynamik in der Region zu erfassen und ihre Außenpolitik entsprechend anzupassen. Außerdem ist es unklar, wie weit äußere Einflüsse tatsächlich reichen, und ob externes Engagement eher konstruktiv oder destruktiv für die Transformationsprozesse ist. Häufig scheinen externe Akteure vor allem die Zukunft der Region im Sinne ihrer eigenen Strategien und Interessen gestalten zu wollen, zum Beispiel durch die finanzielle und politische Unterstützung bestimmter Gruppen. Nicht zuletzt dieser Eindruck hat in den nordafrikanischen Gesellschaften zu einer grundsätzlichen Skepsis gegenüber ausländischem Engagement und zum Wunsch nach mehr Unabhängigkeit geführt.
Vor diesem Hintergrund vermittelte die diesjährige Sommerschule den Teilnehmern die notwendigen analytischen Werkzeuge, um Außenpolitik und den außenpolitischen Entscheidungsprozess zu erklären und zu verstehen. Herausforderungen und Chancen von externem Engagement wurden diskutiert und die Auswirkungen dieser Politik auf Ägypten, Marokko und Tunesien in den Blick genommen. Die Sommerschule bestand aus Vorträgen und Podiumsdiskussionen sowie zwei Workshops, so dass die Themen mittels verschiedener Methoden und aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden konnten. Um den Teilnehmern ein tieferes Verständnis von externem Engagement in Nordafrika zu ermöglichen, lud das EUMEF zahlreiche renommierte Experten ein, die den Sommerschülern ihre Sichtweisen präsentierten. Unter ihnen waren Professor Fawaz Gerges (London School of Economics and Political Science); Professor Magda Shahin (American University in Cairo); Kristina Kausch (FRIDE); Andrew Hammond (ECFR); Professor Mensur Akgün (Istanbul Kültür University); und Mohamed Elagati (Arab Forum for Alternatives). Diese diskutierten die Politik und Einflüsse von Akteuren wie den USA, Frankreich, der EU, Saudi Arabien, Katar und der Türkei, oder widmeten sich Querschnittsthemen wie dem Verhältnis zwischen islamistischen Bewegungen und externen Akteuren oder der externen Finanzierung von Zivilgesellschaft.
Während der zwei Wochen waren die Teilnehmer jedoch nicht lediglich Empfänger von Informationen. Vielmehr lag der Fokus auf Interaktion und Diskussion. Deshalb schloss sich an jeden Vortrag eine aktive Debatte mit den Referenten an, während der die Teilnehmer Fragen stellen und ihre Sichtweisen darlegen konnten. Darüber hinaus präsentierten die Studenten während eines zweitägigen Workshops ein kurzes eigenes Papier, in dem sie sich mit einem Teilaspekt des Hauptthemas beschäftigten. Die drei Arbeitsgruppen wurden jeweils von einem Experten geleitet, der die Referate kommentierte und die Diskussionen anleitete. So wurde ein anregendes intellektuelles Umfeld geschaffen, in dem die Teilnehmer Wissen und Erfahrungen teilen und unterschiedliche Meinungen konstruktiv diskutieren konnten. Ein weiterer interaktiver Teil der Sommerschule war ein Szenario-Workshop, in dem die Teilnehmer in zwei intensiven Tagen mit einer spezifischen Methode der Zukunftsforschung in Berührung kamen: Angeleitet von zwei Experten entwickelten die Studenten in einem geregelten Kommunikationsprozess Szenarien bezüglich der Beziehungen zwischen Europa und Nordafrika im Jahr 2025. Die teilweise kontroversen, doch immer konstruktiven Diskussionen innerhalb der Kleingruppen führten zu kreativen und mitunter unerwarteten Ergebnissen.
Neben der Teilnahme an Vorträgen und Workshops besuchten die Teilnehmer thematisch relevante Institutionen in Berlin, wie den Bundestag und das Auswärtige Amt. Eine Reihe von sozialen Aktivitäten bot schließlich einen gelungen Rahmen zum interkulturellen Austausch und dem Bilden eines ersten beruflichen Netzwerks.