„Es ist eine Gefahr zu glauben, dass Frieden wie Strom aus der Steckdose kommt“
Vor mehr als hundert Gästen zog der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Fraktion im Europäischen Parlament Parallelen zwischen den Gesellschaften heute und früher. Die Unterschiede zwischen den Menschen seien nicht so groß. Auch damals sei die Welt im rasanten Wandel begriffen gewesen. Die jungen Generationen hätten, heute wie vor hundert Jahren, keine direkten Kriegserfahrungen gemacht. Und doch seien die Männer damals "schlafwandlerisch" in die erste Katastrophe des 20. Jahrhunderts gegangen.
Mit großer Sorge beobachtet der 58-jährige Politiker daher, „wie sich in Europa eine Renationalisierung wieder ausbreitet.“ Die Krise drohe die Europäer auseinanderzutreiben, anstatt sie enger aneinanderzubinden. Deshalb sprach sich Schulz für mehr politische Integration aus. Das Grundprinzip der Gemeinschaftsmethode sei die Seele der Europäischen Union. Sie bedeute: „Konflikte durch Dialog und Konsens lösen. Anstelle des Rechts des Stärkeren auf Solidarität und Demokratie setzen. Den Interessenausgleich zwischen allen suchen.“
Dabei verlor Schulz nicht die ungelösten institutionellen Probleme aus den Augen. Kritische Auseinandersetzung sei nicht gleichzustellen mit Euroskeptizismus. Doch institutionalisierte Konsultation repräsentiere bei aller Mühsamkeit den besten Mechanismus, um Misstrauen abzubauen und Missverständnisse auszuräumen. Schulz abschließender Appell bei der Veranstaltung mit dem Titel „1914 - 2014. Wendepunkte europäischer Politik?“: „Im Traumata der Selbstzerfleischung Europas das Gemeinsame und nicht das Trennende sehen.“
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