Was will Russland?

Ziele und Grenzen russischer Außenpolitik

Date
15 June 2011
Time
-
Event location
DGAP, Germany
Invitation type
Invitation only

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Die Veranstaltung zeigte, wie wichtig es für das gegenseitige Verständnis ist, sich über die unterschiedliche Wahrnehmung gemeinsamer Herausforderungen in den internationalen Beziehungen auszutauschen.

Während Torbakov das Scheitern Russlands bei der Transformation hin zu Demokratie und Marktwirtschaft hervorhob, betonte Dmitrij Suslov, dass Russland sich nie in den Westen integrieren wollte – auch nicht unter Gorbatschow, sondern nach dem Kalten Krieg stets darauf zielte, auf gleicher Augenhöhe ein neues Sicherheitssystem für Europa auszuhandeln. Der Westen sollte Russland endlich so akzeptieren wie es ist und nicht weiter versuchen, es zu verändern, so Suslow.
Für Igor Torbakov sind es vor allem interne Faktoren, die die russische Außenpolitik bestimmen. So ist ihr Ziel neben der Stabilisierung des bestehenden politischen Systems die Integration in die Weltwirtschaft und damit insbesondere Zugang für russische Rohstoffe zu allen Märkten. Damit verbunden sei auch eine Kontrolle über die postsowjetischen Staaten und ein Erhalt des politischen und ökonomischen Status quo in dieser Region.

Dmitrij Suslow kritisierte in seiner Präsentation die Überbetonung innenpolitischer Faktoren für die russische Außenpolitik. Der Wandel der internationalen Politik von einem US-amerikanischen Unipolarismus zu einem Multipolarismus durch die aufstrebenden Staaten in Asien und Südamerika bedeutet für ihn auch ein Ende der Dominanz der Westens. In diesem Kontext gewinnen für die russische Außenpolitik neben der EU und den USA andere Akteure wie China an Bedeutung.

Beide Referenten waren sich einig, dass das Beziehungsmuster zwischen Russland und der Europäischen Union sowohl Elemente des Konflikts als auch der Kooperation aufweist und unterschiedliche Interessen nicht zwangsläufig zu Konflikten führen müssen. Für Suslow ist die US-amerikanische „Reset-Politik“ ein Novum, da mit ihr Washington erstmals versucht, mit Moskau zu kooperieren, ohne dabei Russland selbst verändern zu wollen.

Die Diskussionsveranstaltung mit Igor Torbakov und Dmitrij Suslov, stellvertretender Direktor des Zentrums für europäische und internationale Studien an der Hochschule für Wirtschaft in Moskau, fand im Rahmen eines von der Fritz Thyssen Stiftung finanzierten Forschungsprojekts der DGAP – „Konflikt und Kooperation in den Beziehungen zwischen Russland und der EU“ – statt.

Format

Expertenrunde
Audience
Veranstaltung Forschungsprogramm
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