Eine Möglichkeit, die Wirksamkeit dieser Hilfen zu erhöhen, kann die Einbeziehung von Initiativen und Gruppen sein, die von Rückkehrer*innen selbst geleitet werden. Dadurch kann nicht nur die Glaubwürdigkeit und Wirksamkeit der Projekte gestärkt werden, sondern es können auch nachhaltige Strukturen über Projektzyklen hinaus implementiert werden.
Rückkehr*innen-Netzwerke sind vielfältig und überregional – auch wenn sie nicht überall entstehen
Die sogenannten „Rückkehr*innen-Netzwerke“ sind vielfältig und sind in einer Vielzahl von Regionen weltweit aktiv. So gründeten zum Beispiel Rückkehrer*innen in Nigeria informelle Social-Media-Gruppen und in Bangladesch entstanden durch die Hilfe einer lokalen NGO formalisierte Netzwerke von Rückkehrer*innen in verschiedenen Landesteilen. Diese Gruppen bestehen teils ausschließlich aus vor kurzem zurückgekehrten Personen, können aber von Personen geleitet werden die nicht, oder nicht mehr, mit den Problemen der Reintegration zu kämpfen haben.
Doch obwohl die Entstehung solcher Netzwerke kein regionales Phänomen ist, sind sie nicht in allen Ländern zu finden. Dies lässt sich durch verschiedene Faktoren erklären. Zum einen ist zu beobachten, dass Rückkehrer*innen-Netzwerke in Kontexten entstehen, in denen eine große Zahl von Migrant*innen im gleichen Zeitraum zurückkehrt. Diese lernen sich dann in Registrierungsprozessen oder Reintegrationsprogrammen kennen und bleiben in Verbindung. Ein weiterer Faktor ist das Vorhandensein von bestehenden Rückkehrer*innen-Netzwerken, die als Vorbilder dienen können. Gemeinsame Herausforderungen, wie zum Beispiel die Bewältigung von Traumata und Stigmatisierung, spielen ebenso eine Rolle wie eine mangelnde Reintegrationsunterstützung und das Fehlen von familiären Unterstützungssystemen. Beides macht das Zusammentreffen mit Gleichgesinnten zu einem dringlicheren Bedürfnis. Auch die Unterstützung durch externe Akteure und eine aktive Zivilgesellschaft tragen dazu bei, Netzwerke entstehen zu lassen.
Rückkehrer*innen-Netzwerke bieten viele Vorteile, doch bergen auch Risiken
Ganz unabhängig von der Art ihrer Entstehung und ihrem Formalisierungsgrad können diese Netzwerke die Reintegration von neuen Rückkehrenden effektiv unterstützen. Sie bieten praktische Hilfe mit Blick auf Wohnen, Beschäftigung und bürokratische Hürden. Darüber hinaus fungieren sie als vertrauenswürdige Vermittler*innen, informieren Neuankömmlinge über verfügbare Unterstützung und setzen sich als Fürsprecher*innen für die Interessen der Rückkehrer*innen ein. Sie können somit eine wichtige Rolle bei der Gestaltung von Reintegrationspolitiken und der Aufklärung der Herkunftsgesellschaften über die Realitäten des Lebens während der Migration und nach der Rückkehr ins Herkunftsland spielen.
Neben diesen unverzichtbaren Stärken bergen die Rückkehrer*innen-Netzwerke allerdings auch Risiken. Konkurrenz um Ressourcen, wie beispielsweise finanzielle Mittel die über Projekte mit internationalen Organisationen eingeworben wurden, und die mangelnde Beteiligung von Frauen können die Repräsentativität einiger Netzwerke einschränken. Zudem haben die meisten Netzwerke einen sehr geringen Professionalisierungsgrad, was an sich nicht negativ ist, jedoch dazu führen kann, dass die Gruppen bestehende Unterstützungsangebote duplizieren und nur mit mäßiger Qualität anbieten. Zuletzt kann ein Engagement in den Netzwerken dazu führen, dass die Mitglieder sich durch die übermäßige und langjährige Identifikation als „Rückkehrer*in“ zusätzlich vom Rest der Gesellschaft distanzieren und damit ihre soziale Reintegration herauszögern oder verhindern.
Trotz Risiken ist die Einbindung der Netzwerke längt überfällig und unter Einhaltung von Safeguards möglich
Die Vorstellung, dass Rückkehrer*innen-Netzwerke ausschließlich eine positive Kraft sind, mit denen unter allen Umständen zusammengearbeitet werden kann und sollte, ist daher nicht richtig. Doch das bedeutet nicht, dass eine Zusammenarbeit ausgeschlossen werden sollte. Vielmehr sollten die Perspektiven von Rückkehrer*innen immer Teil von Reintegrationsprogrammen sein. Die Frage ist nicht, ob mit Rückkehrer*innen-Netzwerken kooperiert werden sollte, sondern wie sie sinnvoll eingebunden werden können.