Migration aus und nach Nordafrika

21. New Faces Konferenz zum Thema „Moving People – Implications of Migration for Societies and States in North Africa”

Datum
19 - 22 Juni 2014
Uhrzeit
-
Ort der Veranstaltung
Tunis, Deutschland
Einladungstyp
Nur für geladene Gäste

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Im europäischen Mediendiskurs zum Thema Migration dominieren Bilder und Geschichten von überladenen, aus Nordafrika kommenden Booten, die versuchen die nördliche Mittelmeerküste zu erreichen. Diese Darstellung ist jedoch äußerst verkürzt und unzureichend, um die Komplexität von Migrationsbewegungen aus und nach Nordafrika zu erfassen. Seit jeher ist die Region ein Ort menschlicher Mobilität, und seit den Umbrüchen in der arabischen Welt vor gut drei Jahren sind neue Dynamiken und Entwicklungen auch in Nordafrika zu verzeichnen. Flüchtlingsströme aus dem von Bürgerkrieg geplagten Syrien, libysche Flüchtlinge in Nordafrika sowie anhaltende Flüchtlingsströme aus Eritrea, Somalia oder dem Sudan zeigen, dass die nordafrikanischen Staaten nicht mehr primär als Herkunftsländer von Migranten, beziehungsweise Transitländer, sondern immer mehr auch als Aufnahmestaaten angesehen werden müssen. Gleichzeitig führen sowohl die sich verschärfende sozio-ökonomische Lage als auch die prekären Sicherheitsverhältnisse dazu, dass vermehrt und vorrangig junge Nordafrikaner versuchen, nach Europa zu fliehen. Wieder andere, zum Beispiel ehemalige Gastarbeiter in den Golfstaaten oder Libyen, aber auch Oppositionelle, die von den alten Regimen unterdrückt wurden, kehren hingegen nach oft jahrzehntelangen Auslandsaufenthalten in ihre Heimatländer zurück. Diese vielschichtigen Migrationsbewegungen haben signifikante Implikationen für die Staaten, Gesellschaften und Ökonomien Nordafrikas.

 

Vor diesem Hintergrund lud das EUMEF vom 19. bis 22. Juni zwanzig junge nordafrikanische, türkische und europäische Experten aus den Bereichen Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft zur einundzwanzigsten New Faces Konferenz nach Tunis ein. Die Teilnehmer präsentierten während der Konferenz kurze Papiere zu jeweils einem Subaspekt des Oberthemas, welche sie anschließend in Kleingruppen diskutierten. Insbesondere die unterschiedlichen Hintergründe der Nachwuchskräfte – die Bandbreite reichte von Doktoranden und Post-Docs aus Sozialanthropologie, Ökonomie, Politikwissenschaft, Jura und Geografie über Vertreter aus Ministerien und internationalen Organisationen sowie Aktivisten und Sozialarbeitern bis hin zu Journalisten – führte zu äußerst bereichernden und fruchtbaren Diskussionen. Abgerundet wurde das Programm durch Vorträge von renommierten Experten wie Hassan Boubakri, Professor an der Universität Sousse, und Ibrahim Awad, Direktor des Center of Migration and Refugee Studies an der American University in Cairo.

 

Während der Konferenz wurde eine Vielzahl an Themen diskutiert. Zunächst stand die zum Teil prekäre Lebenssituation von arabischen und afrikanischen Flüchtlingen in Ägypten, Tunesien und Marokko im Mittelpunkt der Betrachtung. Eine zuweilen menschenunwürdige Wohnsituation, ein stark eingeschränkter Zugang zu Bildung, Gesundheitswesen und Arbeitsmarkt, ein häufig unklarer Rechtsstatus sowie soziale Spannungen und Diskriminierung erschweren deren Integration und Schutz. In diesem Zusammenhang diskutierten die Konferenzteilnehmer die Bedeutung des Engagements von Migranten und Flüchtlingen in transnationalen Bewegungen wie auch politische und wirtschaftliche Auswirkungen dieses Engagements auf die betroffenen Länder. Anschließend wurden Profile von Migranten aus und nach Nordafrika beleuchtet, bevor eine Diskussion der wirtschaftlichen Implikationen von Migration erfolgte. Dabei kamen die positiven als auch negativen Effekte von Rücküberweisungen, Anreize zu einer besseren Verwendung eben dieser und mögliche Auswirkungen auf inklusives Wachstum zur Sprache, ebenso wie die breiteren Zusammenhänge zwischen dem Funktionieren des Arbeitsmarkts, Entwicklung und Migration. Im Anschluss analysierten die Teilnehmer die Diaspora-Strategien der Regierungen Tunesiens und Ägyptens, und betrachteten die politischen, gesetzgeberischen und rechtlichen Ansätze der nordafrikanischen Staaten gegenüber den Migranten. Hier kam nicht zuletzt die neue Gesetzesinitiative des marokkanischen Königshauses auf den Prüfstand. Schließlich wurde die Rolle und Bedeutung internationaler Akteure wie dem Hohem Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) und der Europäischen Union kritisch hinterfragt.

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