Im JEF-DGAP symposium 2014 wurden die unterschiedlichen Ansätze für Wirtschaftswachstum in Japan und der EU beleuchtet.
Sowohl die japanischen Reformen der „Abenomics“, als auch die europäische Reaktion (Strukturreformen, Errichtung eines Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM), stärkere Integration) scheinen Früchte zu tragen. Das Symposium verdeutlichte zudem, dass beide Regionen weiterhin stark von Produktivitätssteigerungen profitieren würden. Aus diesem Grund sind sowohl Japan als auch die EU entschlossen, die Verhandlungen zu Freihandelsabkommen (FTAs) auf bilateraler, regionaler und multilateraler Ebene fortzuführen und auszuweiten. Auch die Herausforderungen des demografischen Wandels verbinden die Gesellschaften der beiden Länder. Die Probleme und Risiken einer schrumpfenden und alternden Bevölkerung für künftiges Wachstum wurden abschließend diskutiert.
„Abenomics” und Sparpolitik als Wege aus der Krise
Sowohl die europäische als auch die japanische Wirtschaft haben große wirtschaftliche Einbrüche in den letzten Jahren erfahren. Die Finanzkrise und die darauf folgende Euro-Krise trafen Europa erheblich. Zudem leidet die japanische Wirtschaft seit mehr als einem Jahrzehnt unter wirtschaftlichem Stillstand und Deflation.
Zwischen der EU und Japan unterscheiden sich die makroökonomischen Reformansätze um Wachstum zu generieren jedoch stark. Die EU-Mitgliedstaaten konzentrieren sich dabei auf einen Politikmix aus Strukturreformen, Stabilitätsmechanismen (z.B. ESM) und verstärkter Integration (Bankenunion). Des Weiteren soll eine bessere Überwachung und Beratung der Mitgliedstaaten erneute Krisen vermeiden. Japan kämpft hingegen mit Deflation, schwachem Wirtschaftswachstum und hoher Staatsverschuldung. Die japanischen Reformpläne („Abenomics“) bauen dabei auf den folgenden drei Säulen auf: Konjunkturpakete, Lockerung der Geldpolitik und Strukturreformen.
Wachstum durch Freihandelsabkommen
Derzeit verhandeln die EU und die USA das transatlantische Freihandelsabkommen TTIP. Gleichzeitig führt die EU Verhandlungen zu FTAs auch mit verschiedenen asiatischen Staaten. Auch Japan nimmt an verschiedenen Verhandlungen teil, unter anderem den Verhandlungen zu der Trans-Pacific Partnership (TPP).
Deutschland und Japan erhoffen sich von den Freihandelsabkommen große Wachstumschancen. Im Zentrum der Verhandlungen stehen jedoch neben einem verbesserten Marktzugang die Angleichung von technischen Standards, der Abbau bürokratischer Hürden und die Beseitigung von nichttarifären Handelshemmnissen.
Wachstum in einer alternden Gesellschaft
Deutschland und Japan teilen das Problem einer alternden Bevölkerung. Dieser demografische Wandel hat erhebliche Auswirkungen auf beide Volkswirtschaften und vor allem deren Arbeitsmärkte. Deutschland und Japan stehen daher unter Druck, Strategien für Arbeitsmarktreformen zu entwickeln, um ein stabiles Wachstum gewährleisten zu können. Während für Deutschland großes Potenzial in der Migration und der Integration von Einwanderern in den Arbeitsmarkt liegt, sieht Japan Chancen in der größeren Beteiligung von Frauen. Eine breitere öffentliche Debatte über die Risiken und Vorteile solcher Strategien scheint notwendig und könnte dazu beitragen, künftigen politischen Herausforderungen, wie etwa gesellschaftlichen Ressentiments, aktiv entgegentreten zu können.